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Text File | 1996-09-18 | 151.9 KB | 3,218 lines |
- Das Evangelium nach Lukas.
-
- \1\
- Vorwort.
-
- $1$ Da es nun schon viele unternommen haben, einen Bericht von
- den Ereignissen zu verfassen, die sich unter uns zugetragen
- haben, $2$ wie sie uns die überliefert haben, die von Anfang
- an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, $3$ hat es
- auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau
- gefolgt bin, es dir, vortrefflichster Theophilus, der Reihe nach
- zu schreiben, $4$ damit du die Zuverlässigkeit der Dinge
- erkennst, in denen du unterrichtet wordenbist.
-
- \1\
- Ankündigung der Geburt des Johannes.
-
- $5$ Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein
- Priester mit Namen Zacharias, aus der Abteilung des Abia; und
- seine Frau war aus den Töchtern Aarons und ihr Name Elisabeth.
- $6$ Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig
- in allen Geboten und Satzungen des Herrn. $7$ Und sie hatten
- kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war; und beide waren in
- ihren Tagen weit vorgerückt.
-
- $8$ Es geschah aber, als er in der Ordnung seiner Abteilung
- den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, $9$ traf ihn,
- nach der Gewohnheit des Priestertums, das Los, in den Tempel des
- Herrn zu gehen, um zu räuchern. $10$ Und die ganze Menge des
- Volkes stand betend drauβen zur Stunde des Räucherns. $11$ Ihm
- erschien aber ein Engel des Herrn und stand zur Rechten des
- Räucheraltars. $12$ Und als Zacharias [ihn] sah, wurde er
- bestürzt, und Furcht kam über ihn. $13$ Der Engel aber sprach
- zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Flehen ist
- erhört: Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und
- du sollst seinen Namen Johannes nennen. $14$ Und er wird dir
- zur Freude und Wonne sein, und viele werden sich über seine
- Geburt freuen. $15$ Denn er wird groβ sein vor dem Herrn;
- weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken und schon von
- Mutterleibe an mit Heiligem Geist erfüllt werden. $16$ Und
- viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott,
- bekehren. $17$ Und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und
- der Kraft des Elia, um der Väter Herzen zu bekehren zu den
- Kindern und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten, um dem
- Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten. $18$ Und Zacharias
- sprach zu dem Engel: Woran soll ich dies erkennen? Denn ich bin
- ein alter Mann, und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren
- Tagen. $19$ Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich
- bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu
- dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen. $20$
- Und siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu
- dem Tag, da dies geschehen wird, dafür daβ du meinen Worten
- nicht geglaubt hast, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden.
- $21$ Und das Volk wartete auf Zacharias, und sie wunderten
- sich, daβ er so lange im Tempel verweilte. $22$ Als er aber
- herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden, und sie erkannten,
- daβ er im Tempel ein Gesicht gesehen hatte. Und er winkte ihnen
- zu und blieb stumm. $23$ Und es geschah, als die Tage seines
- Dienstes zu Ende waren, ging er weg nach seinem Haus.
-
- $24$ Nach diesen Tagen aber wurde Elisabeth, seine Frau,
- schwanger und zog sich fünf Monate zurück und sagte: $25$ So
- hat mir der Herr getan in den Tagen, in denen er [mich]
- angesehen hat, um meine Schmach vor den Menschen wegzunehmen.
-
- \1\
- Ankündigung der Geburt Jesu.
-
- $26$ Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott
- in eine Stadt von Galiläa, mit Namen Nazareth, gesandt, $27$
- zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Joseph, aus dem Haus
- Davids, verlobt war, und der Name der Jungfrau war Maria. $28$
- Und er kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüβt, Begnadigte!
- Der Herr [ist] mit dir. $29$ Sie aber wurde bestürzt über das
- Wort und überlegte, was für ein Gruβ dies sei. $30$ Und der
- Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast
- Gnade bei Gott gefunden. $31$ Und siehe, du wirst schwanger
- werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm seinen Namen
- Jesus nennen. $32$ Dieser wird groβ sein und Sohn des Höchsten
- genannt werden; und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines
- Vaters David geben; $33$ und er wird über das Haus Jakobs
- herrschen in Ewigkeit, und seines Königtums wird kein Ende sein.
- $34$ Maria aber sprach zu dem Engel: Wie wird dies zugehen, da
- ich von keinem Mann weiβ? $35$ Und der Engel antwortete und
- sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und
- Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das
- Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.
- $36$ Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch sie erwartet
- einen Sohn in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat bei
- ihr, die unfruchtbar genannt war. $37$ Denn kein Wort, das von
- Gott kommt, wird kraftlos sein. $38$ Maria aber sprach: Siehe,
- [ich bin] die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Wort.
- Und der Engel schied von ihr.
-
- \1\
- Maria bei Elisabeth - Lobpreis der Maria.
-
- $39$ Maria aber machte sich in diesen Tagen auf und ging mit
- Eile in das Gebirge, in eine Stadt Judas; $40$ und sie kam in
- das Haus des Zacharias und begrüβte die Elisabeth. $41$ Und es
- geschah, als Elisabeth den Gruβ der Maria hörte, hüpfte das Kind
- in ihrem Leib; und Elisabeth wurde mit Heiligem Geist erfüllt
- $42$ und rief mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet [bist] du
- unter den Frauen, und gesegnet [ist] die Frucht deines Leibes!
- $43$ Und woher [geschieht] mir dies, daβ die Mutter meines
- Herrn zu mir kommt? $44$ Denn siehe, wie die Stimme deines
- Gruβes in meine Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude in
- meinem Leib. $45$ Und glückselig, die geglaubt hat, denn es
- wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!
- #
- V. 46-55: vgl. 1Sam 2,1-10.
- #
- $46$ Und Maria sprach:
-
- Meine Seele erhebt den Herrn, $47$ und mein Geist hat
- frohlockt in Gott, meinem Heiland.
-
- $48$ Denn er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit seiner Magd;
- denn siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle
- Geschlechter.
-
- $49$ Denn Groβes hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist
- sein Name.
-
- $50$ Und seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht zu Geschlecht
- über die, welche ihn fürchten.
-
- $51$ Er hat Macht geübt mit seinem Arm; er hat zerstreut, die
- in der Gesinnung ihres Herzens hochmütig sind.
-
- $52$ Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoβen und Niedrige
- erhöht.
-
- $53$ Hungrige hat er mit Gütern erfüllt und Reiche leer
- fortgeschickt.
-
- $54$ Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, daβ er
- gedenke der Barmherzigkeit $55$ - wie er zu unseren Vätern
- geredet hat - gegenüber Abraham und seinen Nachkommen in
- Ewigkeit. -
-
- $56$ Und Maria blieb ungefähr drei Monate bei ihr; und sie
- kehrte zu ihrem Haus zurück. Geburt des Johannes - Lobpreis des
- Zacharias
-
- $57$ Für Elisabeth aber erfüllte sich die Zeit, daβ sie
- gebären sollte, und sie gebar einen Sohn. $58$ Und ihre
- Nachbarn und Verwandten hörten, daβ der Herr seine
- Barmherzigkeit an ihr groβ gemacht habe, und sie freuten sich
- mit ihr. $59$ Und es geschah am achten Tag, da kamen sie, das
- Kindlein zu beschneiden; und sie nannten es nach dem Namen
- seines Vaters Zacharias. $60$ Und seine Mutter antwortete und
- sprach: Nein, sondern er soll Johannes heiβen. $61$ Und sie
- sprachen zu ihr: Niemand ist in deiner Verwandtschaft, der
- diesen Namen trägt. $62$ Sie winkten aber seinem Vater zu, wie
- er etwa wolle, daβ er heiβen sollte. $63$ Und er forderte ein
- Täfelchen und schrieb darauf: Johannes ist sein Name. Und sie
- wunderten sich alle. $64$ Sogleich aber wurde sein Mund
- aufgetan und seine Zunge [gelöst], und er redete und lobte Gott.
- $65$ Und Furcht kam über alle, die um sie her wohnten; und auf
- dem ganzen Gebirge von Judäa wurden alle diese Dinge besprochen.
- $66$ Und alle, die es hörten, nahmen es zu Herzen und
- sprachen: Was wird wohl aus diesem Kindlein werden? Denn auch
- des Herrn Hand war mit ihm.
-
- $67$ Und Zacharias, sein Vater, wurde mit Heiligem Geist
- erfüllt und weissagte und sprach:
-
- $68$ Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, daβ er sein
- Volk angesehen und [ihm] Erlösung geschafft hat.
-
- $69$ Er hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet im Hause
- Davids, seines Knechtes,
-
- $70$ wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen
- Propheten von Ewigkeit her:
-
- $71$ Rettung von unseren Feinden und von der Hand aller, die
- uns hassen;
-
- $72$ um Barmherzigkeit zu üben an unseren Vätern und seines
- heiligen Bundes zu gedenken, $73$ des Eides, den er Abraham,
- unserem Vater, geschworen hat, uns zu geben,
-
- $74$ daβ wir, gerettet aus der Hand unserer Feinde, ohne
- Furcht ihm dienen sollen $75$ in Heiligkeit und Gerechtigkeit
- vor ihm alle unsere Tage.
-
- $76$ Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt
- werden;
-
- denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege
- zu bereiten,
-
- $77$ um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung
- ihrer Sünden,
-
- $78$ durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, mit
- der uns der Aufgang aus der Höhe besucht hat,
-
- $79$ um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten
- sitzen, und unsere Füβe zu richten auf den Weg des Friedens. -
-
- $80$ Das Kindlein aber wuchs und erstarkte im Geist und war in
- der Einöde bis zum Tag seines Auftretens vor Israel.
-
- \2\
- Die Geburt Jesu.
- #
- Mt 1,18-25.
- #
- $1$ Es geschah aber in jenen Tagen, daβ eine Verordnung vom
- Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.
- $2$ Diese Einschreibung geschah als erste, als Cyrenius
- Statthalter von Syrien war. $3$ Und alle gingen hin, um sich
- einschreiben zu lassen, ein jeder in seine [Vater-] Stadt. $4$
- Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth,
- hinauf nach Judäa, in Davids Stadt, die Bethlehem heiβt, weil er
- aus dem Haus und Geschlecht Davids war, $5$ um sich
- einschreiben zu lassen mit Maria, seiner Verlobten, die
- schwanger war. $6$ Und es geschah, als sie dort waren, wurden
- ihre Tage erfüllt, daβ sie gebären sollte; $7$ und sie gebar
- ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte
- ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war.
-
- \2\
- Besuch der Hirten.
-
- $8$ Und es waren Hirten in derselben Gegend, die auf freiem
- Feld blieben und des Nachts Wache hielten über ihre Herde. $9$
- Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des
- Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich mit groβer
- Furcht. $10$ Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch
- nicht! Denn siehe, ich verkündige euch groβe Freude, die für das
- ganze Volk sein wird. $11$ Denn euch ist heute ein Retter
- geboren, der ist Christus, Herr, in Davids Stadt. $12$ Und
- dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in
- Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. $13$ Und
- plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen
- Heerscharen, die Gott lobten und sprachen: $14$ Herrlichkeit
- Gott in der Höhe, und Friede auf Erden in den Menschen [seines]
- Wohlgefallens!
-
- $15$ Und es geschah, als die Engel von ihnen hinweg in den
- Himmel auffuhren, daβ die Hirten zueinander sagten: Laβt uns
- doch hingehen nach Bethlehem und diese Sache sehen, die
- geschehen ist und die der Herr uns kundgetan hat. $16$ Und sie
- kamen eilends und fanden Maria und Joseph und das Kind in der
- Krippe liegend.
-
- $17$ Als sie es aber gesehen hatten, machten sie das Wort
- bekannt, das über dieses Kindlein zu ihnen geredet worden war.
- $18$ Und alle, die es hörten, wunderten sich über das, was
- ihnen von den Hirten gesagt wurde. $19$ Maria aber bewahrte
- alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. $20$ Und die
- Hirten kehrten zurück, priesen und lobten Gott über alles, was
- sie gehört und gesehen hatten, wie es ihnen gesagt worden war.
-
- \2\
- Darstellung im Tempel - Lobpreis Simeons - Die Prophetin Hanna.
-
- $21$ Und als acht Tage vollendet waren, daβ man ihn
- beschneiden sollte, da wurde sein Name Jesus genannt, der von
- dem Engel genannt worden war, ehe er im Mutterleib empfangen
- wurde.
-
- $22$ Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Moses
- vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem hinauf, um ihn
- dem Herrn darzustellen $23$ - wie im Gesetz des Herrn
- geschrieben steht: `Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn
- heilig heiβen - $24$ und ein Schlachtopfer zu geben nach dem,
- was im Gesetz des Herrn gesagt ist: ein Paar Turteltauben oder
- zwei junge Tauben.
-
- $25$ Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch, mit Namen
- Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und
- wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf
- ihm. $26$ Und ihm war von dem Heiligen Geist eine göttliche
- Zusage zuteil geworden, daβ er den Tod nicht sehen solle, ehe er
- den Christus des Herrn gesehen habe. $27$ Und er kam durch den
- Geist in den Tempel. Und als die Eltern das Kindlein Jesus
- hereinbrachten, um mit ihm nach der Gewohnheit des Gesetzes zu
- tun, $28$ da nahm auch er es auf seine Arme und lobte Gott und
- sprach: $29$ Nun, Herr, entläβt du deinen Knecht nach deinem
- Wort in Frieden; $30$ denn meine Augen haben dein Heil
- gesehen, $31$ das du bereitet hast im Angesicht aller
- Nationen: $32$ ein Licht zur Erleuchtung der Nationen und zur
- Herrlichkeit deines Volkes Israel. $33$ Und sein Vater und
- seine Mutter wunderten sich über das, was über ihn geredet
- wurde. $34$ Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner
- Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler
- in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird $35$ -
- aber auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen -,
- damit die Überlegungen aus vielen Herzen offenbar werden. $36$
- Und es war eine Prophetin Hanna, eine Tochter Phanuels, aus dem
- Stamm Asser. Diese war in ihren Tagen weit vorgerückt; sie hatte
- sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt von ihrer Jungfrauschaft an;
- $37$ und sie war eine Witwe von vierundachtzig Jahren, die
- wich nicht vom Tempel und diente Nacht und Tag mit Fasten und
- Flehen. $38$ Und sie trat zur selben Stunde herbei, lobte Gott
- und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems
- warteten.
-
- \2\
- Rückkehr nach Nazareth - Als Zwölfjähriger im Tempel.
-
- $39$ Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des
- Herrn, kehrten sie nach Galiläa zurück in ihre Stadt Nazareth.
- $40$ Das Kindlein aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit
- Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm.
-
- $41$ Und seine Eltern gingen alljährlich am Passahfest nach
- Jerusalem. $42$ Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie
- hinauf nach der Gewohnheit des Festes; $43$ und als sie die
- Tage vollendet hatten, blieb bei ihrer Rückkehr der Knabe Jesus
- in Jerusalem zurück; und seine Eltern wuβten es nicht. $44$ Da
- sie aber meinten, er sei unter der Reisegesellschaft, kamen sie
- eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und
- Bekannten; $45$ und als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach
- Jerusalem zurück und suchten ihn. $46$ Und es geschah, daβ sie
- ihn nach drei Tagen im Tempel fanden, wie er inmitten der Lehrer
- saβ und ihnen zuhörte und sie befragte. $47$ Alle aber, die
- ihn hörten, gerieten auβer sich über sein Verständnis und seine
- Antworten. $48$ Und als sie ihn sahen, wurden sie bestürzt;
- und seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das
- getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen
- gesucht. $49$ Und er sprach zu ihnen: Was ist es, daβ ihr mich
- gesucht habt? Wuβtet ihr nicht, daβ ich in dem sein muβ, was
- meines Vaters ist? $50$ Und sie verstanden das Wort nicht, das
- er zu ihnen redete. $51$ Und er ging mit ihnen hinab und kam
- nach Nazareth, und er war ihnen untertan. Und seine Mutter
- bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen. $52$ Und Jesus nahm
- zu an Weisheit und Alter und Gunst bei Gott und Menschen.
-
- \3\
- Johannes der Täufer.
- #
- Mt 3,1-12; Mk 1,1-8; (Joh 1,19-28).
- #
- $1$ Aber im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers
- Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war und
- Herodes Vierfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus
- Vierfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis, und
- Lysanias Vierfürst von Abilene, $2$ unter dem Hohenpriestertum
- von Hannas und Kaiphas, geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem
- Sohn des Zacharias, in der Wüste. $3$ Und er kam in die ganze
- Landschaft am Jordan und predigte die Taufe der Buβe zur
- Vergebung der Sünden; $4$ wie geschrieben steht im Buch der
- Worte Jesajas, des Propheten: `Stimme eines Rufenden in der
- Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade!
- $5$ Jedes Tal wird ausgefüllt und jeder Berg und Hügel
- erniedrigt werden, und das Krumme wird zum geraden [Weg] und die
- holprigen zu ebenen Wegen werden; $6$ und alles Fleisch wird
- das Heil Gottes sehen.
-
- $7$ Er sprach nun zu den Volksmengen, die hinausgingen, um von
- ihm getauft zu werden: Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem
- kommenden Zorn zu entfliehen? $8$ Bringt nun der Buβe würdige
- Früchte; und beginnt nicht, bei euch selbst zu sagen: Wir haben
- Abraham zum Vater. Denn ich sage euch, daβ Gott dem Abraham aus
- diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag. $9$ Schon ist aber
- die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt, jeder Baum nun, der
- nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
- $10$ Und die Volksmengen fragten ihn und sprachen: Was sollen
- wir denn tun? $11$ Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wer
- zwei Unterkleider hat, teile dem mit, der keines hat; und wer
- Speise hat, tue ebenso. $12$ Es kamen aber auch Zöllner, um
- getauft zu werden; und sie sprachen zu ihm: Lehrer, was sollen
- wir tun? $13$ Er aber sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als
- euch bestimmt ist. $14$ Es fragten ihn aber auch Kriegsleute
- und sprachen: Und wir, was sollen wir tun? Und er sprach zu
- ihnen: Tut niemand Gewalt, und erpreβt niemanden, und begnügt
- euch mit eurem Sold.
-
- $15$ Als aber das Volk in Erwartung war und alle in ihren
- Herzen wegen Johannes überlegten, ob er nicht etwa der Christus
- sei, $16$ antwortete Johannes allen und sprach: Ich zwar taufe
- euch mit Wasser; es kommt aber ein Stärkerer als ich, und ich
- bin nicht würdig, [ihm] den Riemen seiner Sandalen zu lösen; er
- wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen. $17$ Seine
- Worfschaufel ist in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch
- und durch reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die
- Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer. $18$
- Indem er nun auch mit vielem anderen ermahnte, verkündigte er
- dem Volk gute Botschaft.
- #
- Mt 14,3-5; Mk 6,17-20.
- #
- $19$ Herodes aber, der Vierfürst, der von ihm zurechtgewiesen
- wurde wegen der Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen
- alles Bösen, das Herodes getan hatte, $20$ fügte allem auch
- dies hinzu, daβ er Johannes ins Gefängnis einschloβ.
-
- \3\
- Die Taufe Jesu.
- #
- Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Joh 1,29-34.
- #
- $21$ Es geschah aber, als das ganze Volk getauft wurde und
- Jesus getauft war und betete, daβ der Himmel aufgetan wurde
- $22$ und der Heilige Geist in leiblicher Gestalt, wie eine
- Taube, auf ihn herabstieg und eine Stimme aus dem Himmel kam: Du
- bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
-
- \3\
- Der Stammbaum Jesu.
- #
- 1Mo 5; 11,10-26; 1Chr 1,1-4.24-28.34; 2,1-15; Mt 1,1-16.
- #
- $23$ Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreiβig Jahre alt, als
- er auftrat, und war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des
- Eli, $24$ des Matthat, des Levi, des Melchi, des Jannai, des
- Joseph, $25$ des Mattathias, des Amos, des Nahum, des Hesli,
- des Naggai, $26$ des Maath, des Mattathias, des Schimi, des
- Josech, des Joda, $27$ des Johanan, des Resa, des Serubbabel,
- des Schealtiel, des Neri, $28$ des Melchi, des Addi, des
- Kosam, des Elmadam, des Er, $29$ des Jesus, des Elieser, des
- Jorim, des Matthat, des Levi, $30$ des Simeon, des Juda, des
- Joseph, des Jonam, des Eljakim, $31$ des Melea, des Menna, des
- Mattatha, des Nathan, des David, $32$ des Jesse, des Obed, des
- Boas, des Salma, des Nahesson, $33$ des Amminadab, des Admin,
- des Arni, des Hezron, des Perez, des Juda, $34$ des Jakob, des
- Isaak, des Abraham, des Tharah, des Nahor, $35$ des Sarug, des
- Ragu, des Phalek, des Eber, des Salah, $36$ des Kainam, des
- Arphachsad, des Sem, des Noah, des Lamech, $37$ des Methusala,
- des Henoch, des Jaret, des Malaleel, des Kainam, $38$ des
- Enos, des Seth, des Adam, des Gottes.
-
- \4\
- Die Versuchung Jesu.
- #
- Mt 4,1-11; Mk 1,12.13.
- #
- $1$ Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan
- zurück und wurde durch den Geist in der Wüste vierzig Tage
- umhergeführt $2$ und von dem Teufel versucht. Und er aβ in
- jenen Tagen nichts; und als sie zu Ende waren, hungerte ihn.
- $3$ Und der Teufel sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so
- sprich zu diesem Stein, daβ er Brot werde. $4$ Und Jesus
- antwortete ihm: Es steht geschrieben: `Nicht vom Brot allein
- soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort Gottes.
-
- $5$ Und er führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm in
- einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. $6$ Und der
- Teufel sprach zu ihm: Ich will dir alle diese Macht und ihre
- Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem immer
- ich will, gebe ich sie. $7$ Wenn du nun vor mir anbeten
- willst, soll das alles dein sein. $8$ Und Jesus antwortete ihm
- und sprach: Es steht geschrieben: `Du sollst den Herrn, deinen
- Gott, anbeten und ihm allein dienen.
-
- $9$ Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die
- Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist,
- so wirf dich von hier hinab; $10$ denn es steht geschrieben:
- `Er wird seinen Engeln über dir befehlen, daβ sie dich bewahren;
- $11$ und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht
- etwa deinen Fuβ an einen Stein stöβt. $12$ Und Jesus
- antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: `Du sollst den
- Herrn, deinen Gott, nicht versuchen. $13$ Und als der Teufel
- jede Versuchung vollendet hatte, wich er für eine Zeit von ihm.
-
- \4\
- Unglaube in Nazareth.
- #
- V. 14.15: Mt 4,12-17; Mk 1,14.15; V. 16-30: vgl. Mt 13,54-58; Mk
- 6,1-6.
- #
- $14$ Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa
- zurück, und die Kunde von ihm ging aus durch die ganze Umgegend.
- $15$ Und er lehrte in ihren Synagogen, geehrt von allen.
- $16$ Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war; und
- er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und
- stand auf, um vorzulesen. $17$ Und es wurde ihm das Buch des
- Propheten Jesaja gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte,
- fand er die Stelle, wo geschrieben war: $18$ `Der Geist des
- Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute
- Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen
- Befreiung auszurufen und Blinden, daβ sie wieder sehen,
- Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, $19$ auszurufen ein
- angenehmes Jahr des Herrn. $20$ Und als er das Buch zugerollt
- hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich; und aller
- Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. $21$ Er fing
- aber an, zu ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift vor euren
- Ohren erfüllt. $22$ Und alle gaben ihm Zeugnis und wunderten
- sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen;
- und sie sprachen: Ist dieser nicht der Sohn Josephs? $23$ Und
- er sprach zu ihnen: Ihr werdet jedenfalls dieses Sprichwort zu
- mir sagen: Arzt, heile dich selbst! Alles, was wir gehört haben,
- [daβ es] in Kapernaum geschehen [sei], tu auch hier in deiner
- Vaterstadt! $24$ Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch, daβ
- kein Prophet in seiner Vaterstadt angenehm ist. $25$ In
- Wahrheit aber sage ich euch: Viele Witwen waren in den Tagen
- Elias in Israel, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate
- verschlossen war, so daβ eine groβe Hungersnot über das ganze
- Land kam; $26$ und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt als
- nur nach Sarepta in Sidonia zu einer Frau, einer Witwe. $27$
- Und viele Aussätzige waren zur Zeit des Propheten Elisa in
- Israel, und keiner von ihnen wurde gereinigt als nur Naaman, der
- Syrer. $28$ Und alle in der Synagoge wurden von Wut erfüllt,
- als sie dies hörten. $29$ Und sie standen auf und stieβen ihn
- zur Stadt hinaus und führten ihn bis an den Rand des Berges, auf
- dem ihre Stadt erbaut war, um ihn so hinabzustürzen. $30$ Er
- aber schritt durch ihre Mitte hindurch und ging weg.
-
- \4\
- Heilung eines Besessenen.
- #
- Mk 1,21-28.
- #
- $31$ Und er kam nach Kapernaum hinab, einer Stadt in Galiläa,
- und lehrte sie an den Sabbaten. $32$ Und sie erstaunten sehr
- über seine Lehre, denn sein Wort war mit Vollmacht. $33$ Und
- es war in der Synagoge ein Mensch, der einen Geist eines
- unreinen Dämons hatte, und er schrie auf mit lauter Stimme
- $34$ und sprach: Ach, was haben wir mit dir zu schaffen,
- Jesus, Nazarener? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich kenne
- dich, wer du bist: der Heilige Gottes. $35$ Und Jesus bedrohte
- ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Und als der
- Dämon ihn mitten unter sie geworfen hatte, fuhr er von ihm aus,
- ohne ihm Schaden zu tun. $36$ Und Entsetzen kam über alle, und
- sie redeten untereinander und sprachen: Was ist dies für ein
- Wort? Denn mit Vollmacht und Kraft gebietet er den unreinen
- Geistern, und sie fahren aus. $37$ Und die Kunde von ihm ging
- aus in jeden Ort der Umgegend.
-
- \4\
- Heilung der Schwiegermutter des Petrus.
- #
- Mt 8,14.15; Mk 1,29-31.
- #
- $38$ Er machte sich aber auf von der Synagoge und kam in das
- Haus Simons. Die Schwiegermutter des Simon aber war von einem
- starken Fieber befallen, und sie baten ihn für sie. $39$ Und
- er beugte sich über sie, bedrohte das Fieber, und es verlieβ
- sie; sie aber stand sogleich auf und diente ihnen.
-
- \4\
- Heilungen und Predigt.
- #
- Mt 4,23-25; 8,16.17; Mk 1,32-39.
- #
- $40$ Als aber die Sonne unterging, brachten alle, die an
- mancherlei Krankheiten Leidende hatten, sie zu ihm; er aber
- legte jedem von ihnen die Hände auf und heilte sie. $41$ Und
- auch Dämonen fuhren von vielen aus, indem sie schrien und
- sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und er bedrohte sie und lieβ
- sie nicht reden, weil sie wuβten, daβ er der Christus war.
-
- $42$ Als es aber Tag geworden war, ging er aus und begab sich
- an einen einsamen Ort; und die Volksmengen suchten ihn auf und
- kamen bis zu ihm, und sie hielten ihn auf, daβ er nicht von
- ihnen ginge. $43$ Er aber sprach zu ihnen: Ich muβ auch den
- anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkündigen,
- denn dazu bin ich gesandt worden. Und er predigte in den
- Synagogen von Galiläa.
-
- \5\
- Fischzug des Petrus - Die ersten Jünger.
- #
- Mt 4,18-22; Mk 1,16-20.
- #
- $1$ Es geschah aber, als die Volksmenge auf ihn andrängte, um
- das Wort Gottes zu hören, daβ er an dem See Genezareth stand.
- $2$ Und er sah zwei Schiffe am See liegen; die Fischer aber
- waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. $3$ Er
- aber stieg in eins der Schiffe, das Simon gehörte, und bat ihn,
- ein wenig vom Land hinauszufahren; und er setzte sich und lehrte
- die Volksmengen vom Schiff aus. $4$ Als er aber aufhörte zu
- reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe, und laβt
- eure Netze zu einem Fang hinab! $5$ Und Simon antwortete und
- sprach zu ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch
- bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort will ich das Netz
- hinablassen. $6$ Und als sie dies getan hatten, umschlossen
- sie eine groβe Menge Fische, und ihr Netz riβ. $7$ Und sie
- winkten ihren Gefährten in dem anderen Schiff, daβ sie kämen und
- ihnen hülfen; und sie kamen, und sie füllten beide Schiffe, so
- daβ sie zu sinken drohten. $8$ Als aber Simon Petrus es sah,
- fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus,
- denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr. $9$ Denn Entsetzen
- hatte ihn erfaβt und alle, die bei ihm waren, über den
- Fischfang, den sie getan hatten; $10$ ebenso aber auch Jakobus
- und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Gefährten von Simon
- waren. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an
- wirst du Menschen fangen. $11$ Und als sie die Schiffe ans
- Land gebracht hatten, verlieβen sie alles und folgten ihm nach.
-
- \5\
- Heilung eines Aussätzigen.
- #
- Mt 8,1-4; Mk 1,40-45.
- #
- $12$ Und es geschah, als er in einer der Städte war, siehe, da
- war ein Mann voll Aussatz; und als er Jesus sah, fiel er auf
- sein Angesicht und bat ihn und sprach: Herr, wenn du willst,
- kannst du mich reinigen. $13$ Und er streckte die Hand aus,
- rührte ihn an und sprach: Ich will. Sei gereinigt! Und sogleich
- wich der Aussatz von ihm. $14$ Und er gebot ihm, es niemand zu
- sagen: Sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere
- für deine Reinigung, wie Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.
- $15$ Aber die Rede über ihn verbreitete sich um so mehr; und
- groβe Volksmengen versammelten sich, [ihn] zu hören und von
- ihren Krankheiten geheilt zu werden. $16$ Er aber zog sich
- zurück und war in einsamen Gegenden und betete.
-
- \5\
- Heilung eines Gelähmten.
- #
- Mt 9,1-8; Mk 2,1-12.
- #
- $17$ Und es geschah an einem der Tage, daβ er lehrte, und es
- saβen da Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus jedem Dorf von
- Galiläa und Judäa und aus Jerusalem gekommen waren; und des
- Herrn Kraft war da, um zu heilen. $18$ Und siehe, Männer
- bringen auf einem Bett einen Menschen, der gelähmt war; und sie
- suchten ihn hineinzubringen und vor ihn zu legen. $19$ Und da
- sie nicht fanden, auf welchem Weg sie ihn hineinbringen sollten
- wegen der Volksmenge, stiegen sie auf das Dach und lieβen ihn
- durch die Ziegel hinab mit dem Bett in die Mitte vor Jesus.
- $20$ Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine
- Sünden sind dir vergeben. $21$ Und die Schriftgelehrten und
- die Pharisäer fingen an zu überlegen und sagten: Wer ist dieser,
- der [solche] Lästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben auβer
- Gott allein? $22$ Als aber Jesus ihre Überlegungen erkannte,
- antwortete und sprach er zu ihnen: Was überlegt ihr in euren
- Herzen? $23$ Was ist leichter zu sagen: Dir sind deine Sünden
- vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? $24$ Damit
- ihr aber wiβt, daβ der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der
- Erde Sünden zu vergeben - sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage
- dir, steh auf und nimm dein Bett auf und geh nach Hause! $25$
- Und sogleich stand er vor ihnen auf, nahm auf, worauf er gelegen
- hatte, und ging hin in sein Haus und verherrlichte Gott. $26$
- Und Staunen ergriff alle, und sie verherrlichten Gott und wurden
- mit Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute
- auβerordentliche Dinge gesehen.
-
- \5\
- Berufung des Levi.
- #
- Mt 9,9-13; Mk 2,13-17.
- #
- $27$ Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner, mit
- Namen Levi, am Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: Folge mir
- nach! $28$ Und er verlieβ alles, stand auf und folgte ihm
- nach. $29$ Und Levi machte ihm ein groβes Mahl in seinem Haus;
- und dort war eine groβe Menge Zöllner und anderer, die mit ihnen
- zu Tisch lagen. $30$ Und die Pharisäer und ihre
- Schriftgelehrten murrten gegen seine Jünger und sprachen: Warum
- eβt und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern? $31$ Und
- Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden
- brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; $32$ ich bin nicht
- gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buβe.
-
- \5\
- Die Frage nach dem Fasten.
- #
- Mt 9,14-17; Mk 2,18-22.
- #
- $33$ Sie aber sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des
- Johannes oft und verrichten Gebete, ebenso auch die der
- Pharisäer; die deinen aber essen und trinken? $34$ Jesus aber
- sprach zu ihnen: Ihr könnt doch nicht die Hochzeitsgäste fasten
- lassen, während der Bräutigam bei ihnen ist? $35$ Es werden
- aber Tage kommen, und dann, wenn der Bräutigam von ihnen
- weggenommen sein wird, in jenen Tagen werden sie fasten. $36$
- Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Niemand schneidet
- einen Flicken von einem neuen Kleid und setzt ihn auf ein altes
- Kleid; sonst wird er sowohl das neue zerschneiden, wie auch der
- Flicken von dem neuen zum alten nicht passen wird. $37$ Und
- niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst wird der neue
- Wein die Schläuche zerreiβen, und er selbst wird verschüttet
- werden, und die Schläuche werden verderben; $38$ sondern neuen
- Wein füllt man in neue Schläuche. $39$ Und niemand will, wenn
- er alten getrunken hat, neuen, denn er spricht: Der alte ist
- milde.
-
- \6\
- Die Sabbatfrage.
- #
- Mt 12,1-14; Mk 2,23-3,6.
- #
- $1$ Und es geschah am Sabbat, daβ er durch die Saaten ging und
- seine Jünger die Ähren abpflückten und aβen, indem sie sie mit
- den Händen zerrieben. $2$ Einige der Pharisäer aber sprachen
- zu ihnen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht zu tun erlaubt ist?
- $3$ Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr auch
- dieses nicht gelesen, was David tat, als ihn und die bei ihm
- waren hungerte? $4$ Wie er in das Haus Gottes ging und die
- Schaubrote nahm und aβ und auch denen gab, die bei ihm waren -
- die doch auβer den Priestern allein niemand essen darf? $5$
- Und er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr auch des
- Sabbats.
-
- $6$ Es geschah aber auch an einem anderen Sabbat, daβ er in
- die Synagoge ging und lehrte; und es war dort ein Mensch, dessen
- rechte Hand verdorrt war. $7$ Die Schriftgelehrten und die
- Pharisäer aber lauerten darauf, ob er am Sabbat heilen würde,
- damit sie eine Beschuldigung gegen ihn fänden. $8$ Er aber
- wuβte ihre Überlegungen und sprach zu dem Menschen, der die
- verdorrte Hand hatte: Steh auf und stelle dich in die Mitte! Er
- aber stand auf und stellte sich hin. $9$ Jesus sprach nun zu
- ihnen: Ich will euch fragen, ob es erlaubt ist, am Sabbat Gutes
- zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu verderben.
- $10$ Und nachdem er sie alle ringsum angeblickt hatte, sprach
- er zu ihm: Strecke deine Hand aus! Und er tat es; und seine Hand
- wurde wiederhergestellt. $11$ Sie aber wurden mit Unverstand
- erfüllt und besprachen sich untereinander, was sie Jesus tun
- sollten.
-
- \6\
- Berufung der zwölf Apostel.
- #
- Mt 10,1-4; Mk 3,13-19; (Apg 1,13).
- #
- $12$ Und es geschah in diesen Tagen, daβ er auf den Berg
- hinausging, um zu beten; und er verbrachte die Nacht im Gebet zu
- Gott. $13$ Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei
- und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte: $14$
- Simon, den er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder,
- und Jakobus und Johannes und Philippus und Bartholomäus $15$
- und Matthäus und Thomas und Jakobus, des Alphäus [Sohn], und
- Simon, genannt Eiferer, $16$ und Judas, des Jakobus [Bruder],
- und Judas Iskariot, der auch [sein] Verräter wurde.
-
- \6\
- Krankenheilungen.
- #
- Mt 12,15-21; Mk 3,7-12.
- #
- $17$ Und als er mit ihnen herabgestiegen war, trat er auf
- einen ebenen Platz, und eine Menge seiner Jünger und eine groβe
- Menge des Volkes von ganz Judäa und Jerusalem und von der
- Seeküste von Tyrus und Sidon, die kamen, ihn zu hören und von
- ihren Krankheiten geheilt zu werden; $18$ und die von unreinen
- Geistern Geplagten wurden geheilt. $19$ Und die ganze
- Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn Kraft ging von ihm aus
- und heilte alle.
-
- \6\
- Seligpreisungen - Weherufe.
- #
- Mt 5,1-12.
- #
- $20$ Und er erhob seine Augen zu seinen Jüngern und sprach:
- Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes. $21$
- Glückselig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt
- werden. Glückselig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.
- $22$ Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen werden
- und wenn sie euch absondern und schmähen und euren Namen als
- böse verwerfen werden um des Sohnes des Menschen willen; $23$
- freut euch an jenem Tag und hüpft, denn siehe, euer Lohn ist
- groβ in dem Himmel; denn ebenso taten ihre Väter den Propheten.
-
- $24$ Aber wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin.
- $25$ Wehe euch, die ihr voll seid, denn ihr werdet hungern.
- Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und
- weinen. $26$ Wehe, wenn alle Menschen wohl von euch reden,
- denn ebenso taten ihre Väter den falschen Propheten.
-
- \6\
- Rechtes Vergelten: Feindesliebe.
- #
- Mt 5,38-48.
- #
- $27$ Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut
- wohl denen, die euch hassen; $28$ segnet, die euch fluchen;
- betet für die, welche euch beleidigen. $29$ Dem, der dich auf
- die Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir
- den Mantel nimmt, verweigere auch das Unterkleid nicht. $30$
- Gib jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das Deine
- nimmt, fordere es nicht zurück. $31$ Und wie ihr wollt, daβ
- euch die Menschen tun sollen, so tut auch ihr ihnen. $32$ Und
- wenn ihr liebt, die euch lieben, was für einen Dank habt ihr?
- Denn auch die Sünder lieben, die sie lieben. $33$ Und wenn ihr
- denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank habt
- ihr? Denn auch die Sünder tun dasselbe. $34$ Und wenn ihr
- denen leiht, von denen ihr [wieder] zu empfangen hofft, was für
- einen Dank habt ihr? Auch die Sünder leihen Sündern, damit sie
- das gleiche wieder empfangen. $35$ Doch liebt eure Feinde, und
- tut Gutes, und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen, und euer
- Lohn wird groβ sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein;
- denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
-
- \6\
- Warnung vor dem Richten.
- #
- Mt 7,1-5.15-20.
- #
- $36$ Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
- $37$ Und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden;
- verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Laβt
- los, und ihr werdet losgelassen werden. $38$ Gebt, und es wird
- euch gegeben werden: ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und
- überlaufendes Maβ wird man in euren Schoβ geben; denn mit
- demselben Maβ, mit dem ihr meβt, wird euch wieder gemessen
- werden.
-
- $39$ Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Kann etwa ein
- Blinder einen Blinden leiten? Werden nicht beide in eine Grube
- fallen? $40$ Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer; jeder aber,
- der vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer. $41$ Was aber
- siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den
- Balken aber, der in deinem eigenen Auge ist, nimmst du nicht
- wahr? $42$ Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder,
- erlaube, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge
- ist, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst?
- Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann
- wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der in
- deines Bruders Auge ist. $43$ Denn es gibt keinen guten Baum,
- der faule Frucht bringt, noch einen faulen Baum, der gute Frucht
- bringt; $44$ denn jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht
- erkannt; denn von Dornen sammelt man nicht Feigen, noch liest
- man von einem Dornbusch Trauben. $45$ Der gute Mensch bringt
- aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der
- böse bringt aus dem bösen das Böse hervor; denn aus der Fülle
- des Herzens redet sein Mund.
-
- \6\
- Gleichnis vom Haus auf dem Felsen.
- #
- Mt 7,21-27.
- #
- $46$ Was nennt ihr mich aber: Herr, Herr! und tut nicht, was
- ich sage? $47$ Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört
- und sie tut - ich will euch zeigen, wem er gleich ist. $48$ Er
- ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute, grub und
- vertiefte und den Grund auf den Felsen legte; als aber eine Flut
- kam, stieβ der Strom an jenes Haus und konnte es nicht
- erschüttern, denn es war auf den Felsen gegründet. $49$ Der
- aber gehört und nicht getan hat, ist einem Menschen gleich, der
- ein Haus auf die Erde baute ohne Grundmauer; der Strom stieβ
- daran, und sogleich fiel es, und der Sturz jenes Hauses war
- groβ.
-
- \7\
- Heilung des Dieners eines Hauptmanns.
- #
- Mt 8,5-13; vgl. Joh 4,43-54.
- #
- $1$ Nachdem er aber alle seine Worte vor den Ohren des Volkes
- vollendet hatte, ging er hinein nach Kapernaum. $2$ Eines
- Hauptmanns Knecht aber, der ihm wert war, war krank und lag im
- Sterben. $3$ Als er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste
- der Juden zu ihm und bat ihn, daβ er komme und seinen Knecht
- gesund mache. $4$ Als diese aber zu Jesus hinkamen, baten sie
- ihn inständig und sprachen: Er ist würdig, daβ du ihm dies
- gewährst; $5$ denn er liebt unsere Nation, und er selbst hat
- uns die Synagoge erbaut. $6$ Jesus aber ging mit ihnen. Als er
- aber schon nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, sandte der
- Hauptmann Freunde zu ihm und lieβ ihm sagen: Herr, bemühe dich
- nicht, denn ich bin nicht würdig, daβ du unter mein Dach
- trittst. $7$ Darum habe ich mich selbst auch nicht würdig
- geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, und mein
- Diener wird gesund werden. $8$ Denn auch ich bin ein Mensch,
- der unter Befehlsgewalt steht, und ich habe Soldaten unter mir;
- und ich sage zu diesem: Geh hin! und er geht; und zu einem
- anderen: Komm! und er kommt; und zu meinem Sklaven: Tu dies! und
- er tut es. $9$ Als aber Jesus dies hörte, wunderte er sich
- über ihn; und er wandte sich zu der Volksmenge, die ihm folgte,
- und sprach: Ich sage euch, selbst nicht in Israel habe ich so
- groβen Glauben gefunden. $10$ Und als die Abgesandten in das
- Haus zurückkehrten, fanden sie den kranken Knecht gesund.
-
- \7\
- Auferweckung des Jünglings von Nain.
-
- $11$ Und es geschah bald darauf, daβ er in eine Stadt ging,
- genannt Nain, und viele seiner Jünger und eine groβe Volksmenge
- gingen mit ihm. $12$ Als er sich aber dem Tor der Stadt
- näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige
- Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und eine zahlreiche
- Volksmenge aus der Stadt war mit ihr. $13$ Und als der Herr
- sie sah, wurde er innerlich bewegt über sie und sprach zu ihr:
- Weine nicht! $14$ Und er trat hinzu und rührte die Bahre an,
- die Träger aber standen still; und er sprach: Jüngling, ich sage
- dir, steh auf! $15$ Und der Tote setzte sich auf und fing an
- zu reden; und er gab ihn seiner Mutter. $16$ Alle aber ergriff
- Furcht; und sie verherrlichten Gott und sprachen: Ein groβer
- Prophet ist unter uns erweckt worden, und Gott hat sein Volk
- besucht. $17$ Und diese Rede über ihn ging aus in ganz Judäa
- und in der ganzen Umgegend.
-
- \7\
- Die Frage des Täufers - Jesu Antwort und Zeugnis über ihn.
- #
- Mt 11,2-19.
- #
- $18$ Und dem Johannes berichteten seine Jünger über dies
- alles. $19$ Und Johannes rief zwei seiner Jünger herbei und
- sandte sie zu Jesus und lieβ [ihm] sagen: Bist du der Kommende,
- oder sollen wir auf einen anderen warten? $20$ Als aber die
- Männer zu ihm gekommen waren, sprachen sie: Johannes der Täufer
- hat uns zu dir gesandt und läβt [dir] sagen: Bist du der
- Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten? $21$ In
- jener Stunde aber heilte er viele von Krankheiten und Plagen und
- bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht.
- $22$ Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und
- verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: daβ Blinde
- sehend werden, Lahme gehen, Aussätzige gereinigt werden, Taube
- hören, Tote auferweckt werden, Armen gute Botschaft verkündigt
- wird; $23$ und glückselig ist, wer sich nicht an mir ärgern
- wird.
-
- $24$ Als aber die Boten des Johannes weggegangen waren, fing
- er an, zu den Volksmengen über Johannes zu reden: Was seid ihr
- in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, vom Wind hin und
- her bewegt? $25$ Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen?
- Einen Menschen, mit weichen Kleidern angetan? Siehe, die in
- herrlicher Kleidung und in Üppigkeit leben, sind an den
- königlichen Höfen. $26$ Oder was seid ihr hinausgegangen zu
- sehen? Einen Propheten? Ja, sage ich euch, und mehr als einen
- Propheten. $27$ Dieser ist es, von dem geschrieben steht:
- `Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der
- deinen Weg vor dir bereiten wird. $28$ Denn ich sage euch:
- Unter den von Frauen Geborenen ist kein gröβerer Prophet als
- Johannes der Täufer; aber der Kleinste in dem Reich Gottes ist
- gröβer als er. $29$ Und das ganze Volk, das zuhörte, und die
- Zöllner gaben Gott recht, indem sie sich mit der Taufe des
- Johannes taufen lieβen; $30$ die Pharisäer aber und die
- Gesetzesgelehrten machten den Ratschluβ Gottes für sich selbst
- wirkungslos, indem sie sich nicht von ihm taufen lieβen. $31$
- Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechts vergleichen?
- Und wem sind sie gleich? $32$ Sie sind Kindern gleich, die auf
- dem Markt sitzen und einander zurufen und sagen: Wir haben euch
- gepfiffen, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch
- Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. $33$ Denn
- Johannes der Täufer ist gekommen, der weder Brot aβ noch Wein
- trank, und ihr sagt: Er hat einen Dämon. $34$ Der Sohn des
- Menschen ist gekommen, der da iβt und trinkt, und ihr sagt:
- Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und
- Sündern; $35$ - und die Weisheit ist gerechtfertigt worden von
- allen ihren Kindern.
-
- \7\
- Jesu Salbung durch eine Sünderin.
-
- $36$ Es bat ihn aber einer der Pharisäer, daβ er mit ihm essen
- möchte; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu
- Tisch. $37$ Und siehe, [da war] eine Frau in der Stadt, die
- eine Sünderin war; und als sie erfahren hatte, daβ er in dem
- Haus des Pharisäers zu Tisch liege, brachte sie eine
- Alabasterflasche mit Salböl, $38$ trat von hinten an seine
- Füβe heran, weinte und fing an, seine Füβe mit Tränen zu
- benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. [Dann]
- küβte sie seine Füβe und salbte sie mit dem Salböl. $39$ Als
- aber der Pharisäer, der ihn geladen hatte, das sah, sprach er
- bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so
- würde er erkennen, wer und was für eine Frau [das ist], die ihn
- anrührt; denn sie ist eine Sünderin. $40$ Und Jesus antwortete
- und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber
- sagt: Lehrer, sprich! - $41$ Ein Gläubiger hatte zwei
- Schuldner; der eine schuldete fünfhundert Denare, der andere
- aber fünfzig; $42$ da sie aber nicht zahlen konnten, schenkte
- er es beiden. Wer nun von ihnen wird ihn am meisten lieben?
- $43$ Simon aber antwortete und sprach: Ich denke, dem er das
- meiste geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht
- geurteilt. $44$ Und sich zu der Frau wendend, sprach er zu
- Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, du
- hast mir kein Wasser für meine Füβe gegeben; sie aber hat meine
- Füβe mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. $45$
- Du hast mir keinen Kuβ gegeben; sie aber hat, seitdem ich
- hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füβe zu küssen.
- $46$ Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat mit
- Salböl meine Füβe gesalbt. $47$ Deswegen sage ich dir: Ihre
- vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber
- wenig vergeben wird, der liebt wenig. $48$ Er aber sprach zu
- ihr: Deine Sünden sind vergeben. $49$ Und die mit zu Tisch
- lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der
- auch Sünden vergibt? $50$ Er sprach aber zu der Frau: Dein
- Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden!
-
- \8\
- Die Jüngerinnen Jesu.
-
- $1$ Und es geschah danach, daβ er nacheinander Städte und
- Dörfer durchzog, indem er predigte und das Evangelium vom Reich
- Gottes verkündigte; und die Zwölf mit ihm, $2$ und einige
- Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden
- waren: Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen
- ausgefahren waren, $3$ und Johanna, die Frau des Chuza, des
- Verwalters Herodes}, und Susanna und viele andere, die ihnen mit
- ihrer Habe dienten.
-
- \8\
- Gleichnis vom Sämann.
- #
- Mt 13,1-23; Mk 4,1-20.
- #
- $4$ Als sich aber eine groβe Volksmenge versammelte und sie
- aus jeder Stadt zu ihm hinkamen, sprach er in einem Gleichnis:
- $5$ Der Sämann ging aus, seinen Samen zu säen; und indem er
- säte, fiel einiges an den Weg, und es wurde zertreten, und die
- Vögel des Himmels fraβen es auf. $6$ Und anderes fiel auf den
- Felsen; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine
- Feuchtigkeit hatte. $7$ Und anderes fiel mitten unter die
- Dornen; und indem die Dornen mit aufwuchsen, erstickten sie es.
- $8$ Und anderes fiel in die gute Erde und ging auf und brachte
- hundertfache Frucht. Als er dies sagte, rief er aus: Wer Ohren
- hat zu hören, der höre!
-
- $9$ Seine Jünger aber fragten ihn, was dieses Gleichnis
- bedeute. $10$ Er aber sprach: Euch ist es gegeben, die
- Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen, den übrigen aber in
- Gleichnissen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht
- verstehen. $11$ Dies aber ist die Bedeutung des Gleichnisses:
- Der Same ist das Wort Gottes. $12$ Die aber an dem Weg sind
- die, welche hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von
- ihren Herzen weg, daβ sie nicht glauben und errettet werden.
- $13$ Die aber auf dem Felsen sind die, welche, wenn sie hören,
- das Wort mit Freuden aufnehmen; und diese haben keine Wurzel;
- für eine Zeit glauben sie, und in der Zeit der Versuchung fallen
- sie ab. $14$ Das aber unter die Dornen fiel, sind die, welche
- gehört haben und hingehen und durch Sorgen und Reichtum und
- Vergnügungen des Lebens erstickt werden und nichts zur Reife
- bringen. $15$ Das in der guten Erde aber sind die, welche in
- einem redlichen und guten Herzen das Wort, nachdem sie es gehört
- haben, bewahren und Frucht bringen mit Ausharren.
-
- \8\
- Gleichnis von der Lampe.
- #
- Mk 4,21-25.
- #
- $16$ Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, bedeckt sie
- mit einem Gefäβ oder stellt sie unter ein Bett, sondern er
- stellt sie auf ein Lampengestell, damit die Hereinkommenden das
- Licht sehen. $17$ Denn es ist nichts verborgen, was nicht
- offenbar werden wird, noch geheim, was nicht kundwerden und ans
- Licht kommen soll. $18$ Seht nun zu, wie ihr hört; denn wer
- hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, von dem wird
- selbst, was er zu haben meint, genommen werden.
-
- \8\
- Die wahren Verwandten Jesu.
- #
- Mt 12,46-50; Mk 3,31-35.
- #
- $19$ Es kamen aber seine Mutter und seine Brüder zu ihm; und
- sie konnten wegen der Volksmenge nicht zu ihm gelangen. $20$
- Und es wurde ihm berichtet: Deine Mutter und deine Brüder stehen
- drauβen und wollen dich sehen. $21$ Er aber antwortete und
- sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche
- das Wort Gottes hören und tun.
-
- \8\
- Stillung des Sturms.
- #
- Mt 8,23-27; Mk 4,35-41.
- #
- $22$ Und es geschah an einem der Tage, daβ er in ein Schiff
- stieg, er und seine Jünger; und er sprach zu ihnen: Laβt uns
- übersetzen an das jenseitige Ufer des Sees. Und sie fuhren ab.
- $23$ Während sie aber fuhren, schlief er ein. Und es fiel ein
- Sturmwind auf den See, und das Schiff füllte sich [mit Wasser],
- und sie waren in Gefahr. $24$ Sie traten aber hinzu und
- weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um!
- Er aber stand auf, bedrohte den Wind und das Gewoge des Wassers;
- und sie legten sich, und es trat Stille ein. $25$ Er aber
- sprach zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Erschrocken aber erstaunten
- sie und sagten zueinander: Wer ist denn dieser, daβ er auch den
- Winden und dem Wasser gebietet und sie ihm gehorchen?
-
- \8\
- Heilung eines besessenen Geraseners.
- #
- Mt 8,28-34; Mk 5,1-20.
- #
- $26$ Und sie fuhren nach der Landschaft der Gerasener, die
- Galiläa gegenüber liegt. $27$ Als er aber an das Land
- gestiegen war, kam ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der seit
- langer Zeit Dämonen hatte und keine Kleider anzog und nicht im
- Haus blieb, sondern in den Grabstätten. $28$ Als er aber Jesus
- sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und sprach mit lauter
- Stimme: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes,
- des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht. $29$ Denn er
- hatte dem unreinen Geist geboten, von dem Menschen auszufahren.
- Denn öfters hatte er ihn gepackt; und er war gebunden worden,
- verwahrt mit Ketten und Fuβfesseln, und er zerbrach die Fesseln
- und wurde von dem Dämon in die Wüsteneien getrieben. $30$
- Jesus fragte ihn aber und sprach: Was ist dein Name? Er aber
- sprach: Legion. Denn viele Dämonen waren in ihn gefahren. $31$
- Und sie baten ihn, daβ er ihnen nicht gebieten möchte, in den
- Abgrund zu fahren. $32$ Es war aber dort eine Herde von vielen
- Schweinen, die an dem Berg weideten. Und sie baten ihn, daβ er
- ihnen erlauben möchte, in jene zu fahren. Und er erlaubte es
- ihnen. $33$ Die Dämonen aber fuhren von dem Menschen aus und
- fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang
- hinab in den See und ertrank. $34$ Als aber die Hüter sahen,
- was geschehen war, flohen sie und verkündeten es in der Stadt
- und auf dem Land. $35$ Die Leute aber gingen hinaus, um zu
- sehen, was geschehen war. Und sie kamen zu Jesus und fanden den
- Menschen, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und
- vernünftig zu den Füβen Jesu sitzen; und sie fürchteten sich.
- $36$ Die es aber gesehen hatten, verkündeten ihnen, wie der
- Besessene geheilt worden war. $37$ Und die ganze Menge aus der
- Umgegend der Gerasener bat ihn, von ihnen wegzugehen, denn sie
- waren von groβer Furcht ergriffen. Er aber stieg in das Schiff
- und kehrte wieder zurück. $38$ Der Mann aber, von dem die
- Dämonen ausgefahren waren, bat ihn, daβ er bei ihm bleiben
- dürfe. Er aber entlieβ ihn und sprach: $39$ Kehre in dein Haus
- zurück und erzähle, wieviel Gott an dir getan hat. Und er ging
- hin und rief aus durch die ganze Stadt, wieviel Jesus an ihm
- getan hatte.
-
- \8\
- Heilung der blutflüssigen Frau - Auferweckung der Tochter des
- Jairus.
- #
- Mt 9,18-26; Mk 5,21-43.
- #
- $40$ Es geschah aber, als Jesus zurückkehrte, nahm ihn das
- Volk auf, denn alle erwarteten ihn. $41$ Und siehe, es kam ein
- Mann mit Namen Jairus - und er war Vorsteher der Synagoge - und
- fiel Jesus zu Füβen und bat ihn, in sein Haus zu kommen; $42$
- denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf Jahren, und
- diese lag im Sterben. Während er aber hinging, drängte ihn die
- Volksmenge.
-
- $43$ Und eine Frau, die seit zwölf Jahren mit einem Blutfluβ
- behaftet war und, obgleich sie ihren ganzen Lebensunterhalt an
- [die] Ärzte verwandt hatte, von niemand geheilt werden konnte,
- $44$ kam von hinten heran und rührte die Quaste seines Kleides
- an; und sogleich hörte ihr Blutfluβ auf. $45$ Und Jesus
- sprach: Wer ist es, der mich angerührt hat? Als aber alle es
- abstritten, sprach Petrus: Meister, die Volksmengen drängen und
- drücken dich, und du sagst: Wer ist es, der mich angerührt hat?
- $46$ Jesus aber sprach: Es hat mich jemand angerührt; denn ich
- habe gespürt, daβ Kraft von mir ausgegangen ist. $47$ Als die
- Frau aber sah, daβ sie nicht verborgen blieb, kam sie zitternd
- und fiel vor ihm nieder und berichtete vor dem ganzen Volk, um
- welcher Ursache willen sie ihn angerührt habe und wie sie
- sogleich geheilt worden sei. $48$ Er aber sprach zu ihr:
- Tochter, dein Glaube hat dich geheilt. Geh hin in Frieden!
-
- $49$ Während er noch redete, kommt einer von dem [Haus des]
- Synagogenvorstehers und sagt zu ihm: Deine Tochter ist
- gestorben, bemühe den Lehrer nicht. $50$ Als aber Jesus es
- hörte, antwortete er ihm: Fürchte dich nicht, glaube nur! Und
- sie wird gerettet werden. $51$ Als er aber in das Haus kam,
- erlaubte er niemand hineinzugehen, auβer Petrus und Johannes und
- Jakobus und dem Vater des Kindes und der Mutter. $52$ Alle
- aber weinten und beklagten sie. Er aber sprach: Weint nicht,
- denn sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft. $53$ Und
- sie lachten ihn aus, da sie wuβten, daβ sie gestorben war.
- $54$ Als er aber alle hinausgetrieben hatte, ergriff er sie
- bei der Hand und rief und sprach: Kind, steh auf! $55$ Und ihr
- Geist kehrte zurück, und sogleich stand sie auf; und er befahl,
- ihr zu essen zu geben. $56$ Und ihre Eltern gerieten auβer
- sich; er aber gebot ihnen, niemand zu sagen, was geschehen war.
-
- \9\
- Aussendung der zwölf Apostel.
- #
- Mt 10,1.5-15; Mk 6,7-13; vgl. Kap. 10,1-12.
- #
- $1$ Als er aber die Zwölf zusammengerufen hatte, gab er ihnen
- Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und zur Heilung von
- Krankheiten. $2$ Und er sandte sie, das Reich Gottes zu
- predigen und die Kranken gesund zu machen. $3$ Und er sprach
- zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg: weder Stab, noch Tasche,
- noch Brot, noch Geld, noch soll jemand zwei Unterkleider haben.
- $4$ Und in welches Haus ihr eintretet, dort bleibt, und von da
- geht weiter. $5$ Und wo immer sie euch nicht aufnehmen werden
- - geht fort aus jener Stadt und schüttelt auch den Staub von
- euren Füβen, zum Zeugnis gegen sie. $6$ Sie gingen aber aus
- und durchzogen die Dörfer nacheinander, indem sie das Evangelium
- verkündigten und überall heilten.
-
- \9\
- Jesus und Herodes.
- #
- Mt 14,1.2; Mk 6,14-16.
- #
- $7$ Es hörte aber Herodes, der Vierfürst, alles, was geschehen
- war, und er war in Verlegenheit, weil von einigen gesagt wurde,
- daβ Johannes aus den Toten auferweckt worden sei; $8$ von
- einigen aber, daβ Elia erschienen, von anderen aber, daβ einer
- der alten Propheten auferstanden sei. $9$ Und Herodes sprach:
- Johannes habe ich enthauptet. Wer aber ist dieser, von dem ich
- solches höre? Und er suchte ihn zu sehen.
-
- \9\
- Speisung der Fünftausend.
- #
- Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Joh 6,1-14; vgl. Mt 15,32-39; Mk 8,1-9.
- #
- $10$ Und als die Apostel zurückkehrten, erzählten sie ihm
- alles, was sie getan hatten; und er nahm sie mit und zog sich
- abseits zurück nach einer Stadt mit Namen Bethsaida. $11$ Als
- aber die Volksmengen es erfuhren, folgten sie ihm; und er nahm
- sie auf und redete zu ihnen vom Reich Gottes, und die Heilung
- brauchten, machte er gesund. $12$ Der Tag aber begann sich zu
- neigen, und die Zwölf traten herbei und sprachen zu ihm: Entlaβ
- die Volksmenge, daβ sie in die Dörfer ringsum und auf die Höfe
- gehen und Herberge und Speise finden; denn hier sind wir an
- einem öden Ort. $13$ Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen
- zu essen. Sie aber sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote
- und zwei Fische, es sei denn, daβ wir hingingen und für dieses
- ganze Volk Speise kauften. $14$ Denn es waren etwa fünftausend
- Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Laβt sie sich
- reihenweise zu je fünfzig lagern. $15$ Und sie taten so und
- lieβen alle sich lagern. $16$ Er nahm aber die fünf Brote und
- die zwei Fische, blickte auf zum Himmel und segnete sie; und er
- brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie der Volksmenge
- vorlegten. $17$ Und sie aβen und wurden alle gesättigt; und es
- wurde aufgehoben, was ihnen an Brocken übriggeblieben war, zwölf
- Handkörbe [voll].
-
- \9\
- Das Bekenntnis des Petrus - Erste Leidensankündigung -
- Bedingungen der Nachfolge.
- #
- Mt 16,13-21; Mk 8,27-31.
- #
- $18$ Und es geschah, als er für sich allein betete, waren die
- Jünger bei ihm; und er fragte sie und sprach: Was sagen die
- Volksmengen, wer ich bin? $19$ Sie aber antworteten und
- sprachen: Johannes der Täufer; andere aber: Elia; andere aber,
- daβ einer der alten Propheten auferstanden sei. $20$ Er sprach
- aber zu ihnen: Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin? Petrus aber
- antwortete und sprach: Der Christus Gottes. $21$ Er aber
- redete ihnen ernstlich zu und gebot ihnen, dies niemand zu
- sagen, $22$ und sprach: Der Sohn des Menschen muβ vieles
- leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern
- und Schriftgelehrten und getötet und am dritten Tag auferweckt
- werden.
- #
- Mt 16,24-28; Mk 8,34-9,1.
- #
- $23$ Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will,
- verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und
- folge mir nach. $24$ Denn wer sein Leben retten will, wird es
- verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der
- wird es retten. $25$ Denn was wird es einem Menschen nützen,
- wenn er die ganze Welt gewönne, sich selbst aber verlöre oder
- einbüβte? $26$ Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt,
- dessen wird der Sohn des Menschen sich schämen, wenn er kommen
- wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen
- Engel. $27$ Ich sage euch aber in Wahrheit: Es sind einige
- unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken
- werden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.
-
- \9\
- Die Verklärung Jesu.
- #
- Mt 17,1-9; Mk 9,2-10; 2Petr 1,16-18.
- #
- $28$ Es geschah aber etwa acht Tage nach diesen Worten, daβ er
- Petrus und Johannes und Jakobus mitnahm und auf den Berg stieg,
- um zu beten. $29$ Und als er betete, veränderte sich das
- Aussehen seines Angesichts, und sein Gewand wurde weiβ,
- strahlend. $30$ Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, es
- waren Mose und Elia. $31$ Diese erschienen in Herrlichkeit und
- besprachen seinen Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte.
- $32$ Petrus aber und die mit ihm waren, waren beschwert vom
- Schlaf; als sie aber völlig aufgewacht waren, sahen sie seine
- Herrlichkeit und die zwei Männer, die bei ihm standen. $33$
- Und es geschah, als sie von ihm schieden, sprach Petrus zu
- Jesus: Meister, es ist gut, daβ wir hier sind; und laβ uns drei
- Hütten machen, dir eine und Mose eine und Elia eine. Und er
- wuβte nicht, was er sagte. $34$ Als er aber dies sagte, kam
- eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als
- sie in die Wolke hineinkamen; $35$ und es geschah eine Stimme
- aus der Wolke, die sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn
- hört! $36$ Und während die Stimme geschah, war Jesus wieder
- allein. Und sie schwiegen und verkündeten in jenen Tagen niemand
- etwas von dem, was sie gesehen hatten.
-
- \9\
- Heilung eines Fallsüchtigen.
- #
- Mt 17,14-21; Mk 9,14-29.
- #
- $37$ Es geschah aber am folgenden Tag, als sie von dem Berg
- herabgestiegen waren, da kam ihm eine groβe Volksmenge entgegen.
- $38$ Und siehe, ein Mann aus der Volksmenge rief laut und
- sprach: Lehrer, ich bitte dich, blicke hin auf meinen Sohn, denn
- er ist mein einziger; $39$ und siehe, ein Geist ergreift ihn,
- und plötzlich schreit er, und er zerrt ihn unter Schäumen, und
- kaum einmal läβt er von ihm ab, er reibt ihn auf. $40$ Und ich
- bat deine Jünger, daβ sie ihn austreiben möchten, und sie
- konnten es nicht. $41$ Jesus aber antwortete und sprach: O
- ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, bis wann soll ich bei
- euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn her! $42$ Aber
- noch während er herbeikam, warf ihn der Dämon nieder und zerrte
- ihn zusammen. Jesus aber bedrohte den unreinen Geist und heilte
- den Knaben und gab ihn seinem Vater zurück. $43$ Sie
- erstaunten aber alle sehr über die herrliche Gröβe Gottes.
-
- \9\
- Zweite Leidensankündigung.
- #
- Mt 17,22.23; Mk 9,30-32.
- #
- $43$ Als sich aber alle verwunderten über alles, was er tat, sprach
- er zu seinen Jüngern: $44$ Nehmt ihr diese Worte in eure
- Ohren, nämlich daβ der Sohn des Menschen überliefert werden wird
- in die Hände der Menschen. $45$ Sie aber verstanden dieses
- Wort nicht, und es war vor ihnen verborgen, daβ sie es nicht
- begriffen; und sie fürchteten sich, ihn über dieses Wort zu
- fragen.
-
- \9\
- Maβstäbe für wahre Gröβe und den Dienst im Reich Gottes.
- #
- Mt 18,1-5; Mk 9,33-37.38-41.
- #
- $46$ Es stieg aber unter ihnen eine Überlegung auf, wer wohl
- der Gröβte unter ihnen sei. $47$ Als Jesus aber die Überlegung
- ihres Herzens erkannte, nahm er ein Kind und stellte es neben
- sich $48$ und sprach zu ihnen: Wer dieses Kind aufnehmen wird
- in meinem Namen, nimmt mich auf, und wer mich aufnehmen wird,
- nimmt den auf, der mich gesandt hat; denn wer der Kleinste ist
- unter euch allen, der ist groβ.
-
- $49$ Johannes aber antwortete und sprach: Meister, wir sahen
- jemand Dämonen austreiben in deinem Namen und wir wehrten ihm,
- weil er [dir] nicht mit uns nachfolgt. $50$ Und Jesus sprach
- zu ihm: Wehrt nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, ist für
- euch.
-
- \9\
- Aufbruch nach Jerusalem - Ablehnung bei Samaritern.
-
- $51$ Es geschah aber, als sich die Tage seiner Aufnahme
- erfüllten, da richtete er sein Angesicht fest darauf, nach
- Jerusalem zu gehen. $52$ Und er sandte Boten vor seinem
- Angesicht her; und sie gingen hin und kamen in ein Dorf der
- Samariter, um für ihn [Unterkunft] zu bereiten. $53$ Und sie
- nahmen ihn nicht auf, weil sein Angesicht nach Jerusalem hin
- gerichtet war. $54$ Als aber seine Jünger Jakobus und Johannes
- das sahen, sprachen sie: Herr, willst du, daβ wir sagen, daβ
- Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren soll, wie auch
- Elia tat? $55$ Er wandte sich aber um und schalt sie. $56$
- Und sie gingen nach einem anderen Dorf.
-
- \9\
- Rechte Nachfolge.
- #
- Mt 8,18-22.
- #
- $57$ Es geschah aber, als sie auf dem Weg dahinzogen, sprach
- einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst,
- Herr. $58$ Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen
- und die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen hat
- nicht, wo er sein Haupt hinlege. $59$ Er sprach aber zu einem
- anderen: Folge mir nach! Der aber sprach: Herr, erlaube mir,
- zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben. $60$ Jesus aber
- sprach zu ihm: Laβ die Toten ihre Toten begraben, du aber geh
- hin und verkündige das Reich Gottes. $61$ Es sprach aber auch
- ein anderer: Ich will dir nachfolgen, Herr; zuvor aber erlaube
- mir, Abschied zu nehmen von denen, die in meinem Hause sind.
- $62$ Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den
- Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich
- Gottes.
-
- \10\
- Aussendung der siebzig Jünger.
- #
- vgl. Kap. 9,1-6; Mt 10,5-15; Mk 6,7-13.
- #
- $1$ Nach diesem aber bestellte der Herr auch siebzig andere
- und sandte sie zu je zwei vor seinem Angesicht her in jede Stadt
- und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte. $2$ Er sprach
- aber zu ihnen: Die Ernte zwar ist groβ, der Arbeiter aber sind
- wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, daβ er Arbeiter aussende
- in seine Ernte. $3$ Geht hin! Siehe, ich sende euch wie
- Lämmer mitten unter Wölfe. $4$ Tragt weder Börse noch Tasche
- noch Sandalen, und grüβt niemand auf dem Weg. $5$ In welches
- Haus ihr aber eintretet, sprecht zuerst: Friede diesem Haus!
- $6$ Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, so wird euer
- Friede auf ihm ruhen; wenn aber nicht, so wird er zu euch
- zurückkehren. $7$ In diesem Haus aber bleibt, und eβt und
- trinkt, was sie haben; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.
- Geht nicht aus einem Haus in ein anderes. $8$ Und in welche
- Stadt ihr kommt, und sie nehmen euch auf, [da] eβt, was euch
- vorgesetzt wird, $9$ und heilt die Kranken darin und sprecht
- zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen. $10$ In
- welche Stadt ihr aber gekommen seid, und sie nehmen euch nicht
- auf, [da] geht hinaus auf ihre Straβen und sprecht: $11$ Auch
- den Staub, der uns aus eurer Stadt an den Füβen hängt, schütteln
- wir gegen euch ab; doch dies wiβt, daβ das Reich Gottes nahe
- gekommen ist. $12$ Ich sage euch, daβ es Sodom an jenem Tag
- erträglicher ergehen wird als jener Stadt.
-
- \11\
- Weherufe über unbuβfertige Städte.
- #
- Mt 11,20-24.
- #
- $13$ Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in
- Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch
- geschehen sind, längst hätten sie, in Sack und Asche sitzend,
- Buβe getan. $14$ Doch Tyrus und Sidon wird es erträglicher
- ergehen im Gericht als euch. $15$ Und du, Kapernaum, die du
- bis zum Himmel erhöht worden bist, bis zum Hades wirst du
- hinabgestoβen werden. $16$ Wer euch hört, hört mich; und wer
- euch verwirft, verwirft mich; wer aber mich verwirft, verwirft
- den, der mich gesandt hat.
-
- \10\
- Rückkehr der Siebzig - Lobpreis des Vaters.
- #
- Mt 11,25-27.
- #
- $17$ Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und
- sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem
- Namen. $18$ Er sprach aber zu ihnen: Ich schaute den Satan
- wie einen Blitz vom Himmel fallen. $19$ Siehe, ich gebe euch
- die Macht, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über die
- ganze Kraft des Feindes, und nichts soll euch irgendwie schaden.
- $20$ Doch darüber freut euch nicht, daβ euch die Geister
- untertan sind; freut euch aber, daβ eure Namen in den Himmeln
- angeschrieben sind. $21$ In dieser Stunde frohlockte Jesus im
- Geist und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und
- der Erde, daβ du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast
- und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn so war es
- wohlgefällig vor dir. $22$ Alles ist mir übergeben von meinem
- Vater; und niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater;
- und wer der Vater ist, als nur der Sohn, und wem der Sohn [ihn]
- offenbaren will. $23$ Und er wandte sich zu den Jüngern
- allein und sprach: Glückselig die Augen, die sehen, was ihr
- seht! $24$ Denn ich sage euch, daβ viele Propheten und Könige
- begehrt haben, zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht
- gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
-
- \10\
- Der barmherzige Samariter.
- #
- vgl. Mt 22,34-40; Mk 12,28-34.
- #
- $25$ Und siehe, ein Gesetzesgelehrter stand auf und versuchte
- ihn und sprach: Lehrer, was muβ ich getan haben, um ewiges Leben
- zu erben? $26$ Er aber sprach zu ihm: Was steht in dem Gesetz
- geschrieben? Wie liest du? $27$ Er aber antwortete und
- sprach: `Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem
- ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen
- Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie
- dich selbst. $28$ Er sprach aber zu ihm: Du hast recht
- geantwortet; tu dies, und du wirst leben. $29$ Indem er aber
- sich selbst rechtfertigen wollte, sprach er zu Jesus: Und wer
- ist mein Nächster? $30$ Jesus aber erwiderte und sprach: Ein
- Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter
- Räuber, die ihn auch auszogen und ihm Schläge versetzten und
- weggingen und ihn halbtot liegen lieβen. $31$ Von ungefähr
- aber ging ein Priester jenen Weg hinab; und als er ihn sah, ging
- er an der entgegengesetzten Seite vorüber. $32$ Ebenso aber
- kam auch ein Levit, der an den Ort gelangte und sah [ihn] und
- ging an der entgegengesetzten Seite vorüber. $33$ Aber ein
- Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin; und als er ihn
- sah, wurde er innerlich bewegt; $34$ und er trat hinzu und
- verband seine Wunden und goβ Öl und Wein darauf; und er setzte
- ihn auf sein eigenes Tier und führte ihn in eine Herberge und
- trug Sorge für ihn. $35$ Und am folgenden Morgen zog er zwei
- Denare heraus und gab sie dem Wirt und sprach: Trage Sorge für
- ihn; und was du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir
- bezahlen, wenn ich zurückkomme. $36$ Was meinst du, wer von
- diesen dreien der Nächste dessen gewesen ist, der unter die
- Räuber gefallen war? $37$ Er aber sprach: Der die
- Barmherzigkeit an ihm übte. Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin
- und handle ebenso!
-
- \10\
- Martha und Maria.
-
- $38$ Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen, daβ er in
- ein Dorf kam; und eine Frau mit Namen Martha nahm ihn in ihr
- Haus auf. $39$ Und diese hatte eine Schwester, genannt Maria,
- die sich auch zu den Füβen Jesu niedersetzte und seinem Wort
- zuhörte. $40$ Martha aber war sehr beschäftigt mit vielem
- Dienen; sie trat aber hinzu und sprach: Herr, kümmert es dich
- nicht, daβ meine Schwester mich allein gelassen hat zu dienen?
- Sage ihr doch, daβ sie mir helfe! $41$ Jesus aber antwortete
- und sprach zu ihr: Martha, Martha! Du bist besorgt und
- beunruhigt um viele Dinge; $42$ eins aber ist nötig. Maria
- aber hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen
- werden wird.
-
- \11\
- Vom Gebet.
- #
- V. 1-4: vgl. Mt 6,9-13; V. 5-13: vgl. Mt 7,7-11.
- #
- $1$ Und es geschah, als er an einem Ort war und betete, da
- sprach, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre
- uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte! $2$ Er
- sprach aber zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater,
- geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; $3$ unser
- nötiges Brot gib uns täglich; $4$ und vergib uns unsere
- Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig
- ist; und führe uns nicht in Versuchung. $5$ Und er sprach zu
- ihnen: Wer von euch wird einen Freund haben und wird um
- Mitternacht zu ihm gehen und zu ihm sagen: Freund, leihe mir
- drei Brote, $6$ da mein Freund von der Reise bei mir
- angekommen ist und ich nichts habe, was ich ihm vorsetzen soll;
- $7$ und jener würde von innen antworten und sagen: Mach mir
- keine Mühe, die Tür ist schon geschlossen, und meine Kinder sind
- bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir geben? $8$
- Ich sage euch, wenn er auch nicht aufstehen und ihm geben wird,
- weil er sein Freund ist, so wird er wenigstens um seiner
- Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, so viel er
- braucht. $9$ Und ich sage euch: Bittet, und es wird euch
- gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es
- wird euch aufgetan werden. $10$ Denn jeder Bittende empfängt,
- und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan
- werden. $11$ Wo ist unter euch ein Vater, den der Sohn um
- einen Fisch bitten wird - er wird ihm statt des Fisches doch
- nicht eine Schlange geben? $12$ Oder auch, wenn er um ein Ei
- bäte - er wird ihm doch nicht einen Skorpion geben? $13$ Wenn
- nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben
- wiβt, wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel [gibt], den
- Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
-
- \11\
- Dämonenaustreibung.
- #
- Mt 12,22-37; Mk 3,22-30.
- #
- $14$ Und er trieb einen Dämon aus, der stumm war. Es geschah
- aber, als der Dämon ausgefahren war, redete der Stumme; und die
- Volksmengen wunderten sich. $15$ Einige aber von ihnen
- sagten: Durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen, treibt er die
- Dämonen aus. $16$ Andere aber versuchten ihn und forderten
- von ihm ein Zeichen aus dem Himmel. $17$ Da er aber ihre
- Gedanken wuβte, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich
- selbst entzweit ist, wird verwüstet, und Haus gegen Haus
- [entzweit], stürzt ein. $18$ Wenn aber auch der Satan mit
- sich selbst entzweit ist, wie wird sein Reich bestehen? Denn ihr
- sagt, daβ ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe. $19$
- Wenn aber ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen
- treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.
- $20$ Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen
- austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen.
- $21$ Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, so ist
- seine Habe in Frieden; $22$ wenn aber ein Stärkerer als er
- über ihn kommt und ihn besiegt, so nimmt er seine ganze
- Waffenrüstung weg, auf die er vertraute, und seine Beute
- verteilt er. $23$ Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich; und
- wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.
-
- \11\
- Von der Rückkehr unreiner Geister.
- #
- Mt 12,43-45.
- #
- $24$ Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist,
- so durchwandert er dürre Orte und sucht Ruhe; und da er sie
- nicht findet, spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren,
- von wo ich ausgegangen bin. $25$ Und wenn er kommt, findet er
- es gekehrt und geschmückt. $26$ Dann geht er hin und nimmt
- sieben andere Geister mit, schlimmer als er selbst, und sie
- gehen hinein und wohnen dort; und das Ende jenes Menschen wird
- ärger als der Anfang.
-
- \11\
- Wahre Glückseligkeit.
-
- $27$ Es geschah aber, als er dies sagte, da erhob eine Frau
- aus der Volksmenge ihre Stimme und sprach zu ihm: Glückselig der
- Leib, der dich getragen, und die Brüste, die du gesogen hast!
- $28$ Er aber sprach: Gewiβ, doch glückselig, die das Wort
- Gottes hören und befolgen!
-
- \11\
- Das Zeichen Jonas.
- #
- Mt 12,38-42.
- #
- $29$ Als aber die Volksmengen sich herzudrängten, fing er an,
- zu sagen: Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht; es fordert
- ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur
- das Zeichen Jonas. $30$ Denn wie Jona den Niniviten ein
- Zeichen war, so wird es auch der Sohn des Menschen diesem
- Geschlecht sein. $31$ Eine Königin des Südens wird auftreten
- im Gericht mit den Männern dieses Geschlechts und wird sie
- verdammen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit
- Salomos zu hören; und siehe, hier ist mehr als Salomo. $32$
- Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem
- Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buβe auf die
- Predigt Jonas hin; und siehe, hier ist mehr als Jona.
-
- \11\
- Gleichnis vom Auge.
- #
- vgl. Mt 5,15; 6,22.23.
- #
- $33$ Niemand aber, der eine Leuchte angezündet hat, stellt
- sie ins Versteck, noch unter den Scheffel, sondern auf das
- Lampengestell, damit die Hereinkommenden den Schein sehen.
- $34$ Die Leuchte des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge
- lauter ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber
- böse ist, so ist auch dein Leib finster. $35$ Sieh nun zu,
- daβ das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis ist. $36$
- Wenn nun dein ganzer Leib licht ist und keinen finsteren Teil
- hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn die Leuchte mit ihrem
- Strahl dich beleuchtete.
-
- \11\
- Weherufe gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten.
- #
- vgl. Mt 23,4-7.23-36.
- #
- $37$ Als er aber redete, bat ihn ein Pharisäer, daβ er bei
- ihm zu Mittag essen möchte; er ging aber hinein und legte sich
- zu Tisch. $38$ Als aber der Pharisäer es sah, wunderte er
- sich, daβ er sich nicht erst vor dem Essen gewaschen hatte.
- $39$ Der Herr aber sprach zu ihm: Nun, ihr Pharisäer, ihr
- reinigt das Äuβere des Bechers und der Schüssel, euer Inneres
- aber ist voller Raub und Bosheit. $40$ Toren! Hat nicht der,
- welcher das Äuβere gemacht hat, auch das Innere gemacht? $41$
- Gebt jedoch als Almosen, was darin ist, und siehe, alles ist
- euch rein. $42$ Aber wehe euch Pharisäern! Denn ihr
- verzehntet die Minze und die Raute und alles Kraut und übergeht
- das Gericht und die Liebe Gottes; diese Dinge hättet ihr tun und
- jene nicht lassen sollen. $43$ Wehe euch Pharisäern! Denn ihr
- liebt den ersten Sitz in den Synagogen und die Begrüβungen auf
- den Märkten. $44$ Wehe euch! Denn ihr seid wie die Grüfte,
- die verborgen sind, und die Menschen, die darüber hingehen,
- wissen es nicht. $45$ Aber einer der Gesetzesgelehrten
- antwortete und spricht zu ihm: Lehrer, indem du dies sagst,
- schmähst du auch uns. $46$ Er aber sprach: Auch euch
- Gesetzesgelehrten wehe! Denn ihr belastet die Menschen mit
- schwer zu tragenden Lasten, und selbst rührt ihr die Last nicht
- mit einem eurer Finger an. $47$ Wehe euch! Denn ihr baut die
- Grabmäler der Propheten, eure Väter aber haben sie getötet.
- $48$ So gebt ihr Zeugnis und stimmt den Werken eurer Väter
- bei; denn sie haben sie getötet, ihr aber baut ihre Grabmäler.
- $49$ Darum hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde
- Propheten und Apostel zu ihnen senden, und einige von ihnen
- werden sie töten und vertreiben, $50$ damit das Blut aller
- Propheten, das von Grundlegung der Welt an vergossen worden ist,
- von diesem Geschlecht gefordert werde: $51$ von dem Blut
- Abels an bis zu dem Blut des Zacharias, der zwischen dem Altar
- und dem Haus umkam; ja, sage ich euch, es wird von diesem
- Geschlecht gefordert werden. $52$ Wehe euch
- Gesetzesgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis
- weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die
- hineingehen wollten, habt ihr gehindert. $53$ Als er aber
- dies zu ihnen sagte, fingen die Schriftgelehrten und die
- Pharisäer an, hart auf ihn einzudringen und ihn über vieles
- auszufragen; $54$ und sie lauerten auf ihn, etwas aus seinem
- Mund zu erjagen.
-
- \12\
- Warnung vor Heuchelei - Ermutigung zu furchtlosem Bekenntnis -
- Warnung vor Lästerung des Geistes.
- #
- vgl. Mt 10,26-33.
- #
- $1$ Als sich unterdessen viele Tausende der Volksmenge
- versammelt hatten, so daβ sie einander traten, fing er an,
- zuerst zu seinen Jüngern zu sagen: Hütet euch vor dem Sauerteig
- der Pharisäer, das heiβt vor der Heuchelei. $2$ Es ist aber
- nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und verborgen, was nicht
- erkannt werden wird; $3$ deswegen wird alles, was ihr in der
- Finsternis gesprochen haben werdet, im Licht gehört werden, und
- was ihr ins Ohr gesprochen haben werdet in den Kammern, wird auf
- den Dächern ausgerufen werden.
-
- $4$ Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht
- vor denen, die den Leib töten und nach diesem nichts weiter zu
- tun vermögen. $5$ Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten
- sollt: Fürchtet den, der nach dem Töten Macht hat, in die Hölle
- zu werfen; ja, sage ich euch, diesen fürchtet. $6$ Werden
- nicht fünf Sperlinge für zwei Pfennig verkauft? Und nicht einer
- von ihnen ist vor Gott vergessen. $7$ Aber selbst die Haare
- eures Hauptes sind alle gezählt. So fürchtet euch nun nicht; ihr
- seid mehr als viele Sperlinge. $8$ Ich sage euch aber: Jeder,
- der mich vor den Menschen bekennen wird, den wird auch der Sohn
- des Menschen vor den Engeln Gottes bekennen; $9$ wer mich
- aber vor den Menschen verleugnet haben wird, der wird vor den
- Engeln Gottes verleugnet werden.
-
- $10$ Und jeder, der ein Wort sagen wird gegen den Sohn des
- Menschen, dem wird vergeben werden; dem aber, der gegen den
- Heiligen Geist lästert, wird nicht vergeben werden. $11$ Wenn
- sie euch aber vor die Synagogen und die Obrigkeiten und die
- Machthaber führen, so sorgt nicht, wie oder womit ihr euch
- verantworten oder was ihr sagen sollt; $12$ denn der Heilige
- Geist wird euch in jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt.
-
- \12\
- Gleichnis vom reichen Toren.
-
- $13$ Einer aus der Volksmenge aber sprach zu ihm: Lehrer,
- sage meinem Bruder, daβ er das Erbe mit mir teile. $14$ Er
- aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zu einem Richter oder
- [Erb]teiler über euch gesetzt? $15$ Er sprach aber zu ihnen:
- Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht, denn auch wenn jemand
- Überfluβ hat, besteht sein Leben nicht durch seine Habe. $16$
- Er sagte aber ein Gleichnis zu ihnen und sprach: Das Land eines
- reichen Menschen trug viel ein. $17$ Und er überlegte bei
- sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Denn ich habe nicht,
- wohin ich meine Früchte einsammeln soll. $18$ Und er sprach:
- Dies will ich tun: ich will meine Scheunen niederreiβen und
- gröβere bauen und will dahin all mein Korn und meine Güter
- einsammeln; $19$ und ich will zu meiner Seele sagen: Seele,
- du hast viele Güter daliegen auf viele Jahre. Ruhe aus, iβ,
- trink, sei fröhlich! $20$ Gott aber sprach zu ihm: Du Tor! In
- dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Was du aber
- bereitet hast, für wen wird es sein? $21$ So ist, der für
- sich Schätze sammelt und nicht reich ist im Blick auf Gott.
-
- \12\
- Warnung vor Sorgen.
- #
- vgl. Mt 6,19-21.25-34.
- #
- $22$ Er sprach aber zu seinen Jüngern: Deshalb sage ich euch:
- Seid nicht besorgt für das Leben, was ihr essen, noch für den
- Leib, was ihr anziehen sollt. $23$ Das Leben ist mehr als die
- Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung. $24$ Betrachtet
- die Raben, die nicht säen noch ernten, die weder Vorratskammer
- noch Scheune haben, und Gott ernährt sie. Wieviel seid ihr mehr
- als die Vögel! $25$ Wer aber unter euch kann mit Sorgen
- seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen? $26$ Wenn ihr nun auch
- das geringste nicht könnt, warum seid ihr um das übrige besorgt?
- $27$ Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen; sie mühen sich
- nicht und spinnen auch nicht. Ich sage euch aber, selbst Salomo
- in all seiner Herrlichkeit war nicht bekleidet wie eine von
- ihnen. $28$ Wenn aber Gott das Gras, das heute auf dem Feld
- steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel
- mehr euch, Kleingläubige! $29$ Und ihr, trachtet nicht
- [danach], was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und seid
- nicht in Unruhe; $30$ denn nach diesem allen trachten die
- Nationen der Welt; euer Vater aber weiβ, daβ ihr dies benötigt.
- $31$ Trachtet jedoch nach seinem Reich, und dies wird euch
- hinzugefügt werden. $32$ Fürchte dich nicht, du kleine Herde,
- denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
- $33$ Verkauft eure Habe und gebt Almosen; macht euch Beutel,
- die nicht veralten, einen unvergänglichen Schatz in den Himmeln,
- wo kein Dieb sich naht und keine Motte zerstört. $34$ Denn wo
- euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
-
- \12\
- Ermahnung zur Wachsamkeit und Treue - Gleichnis vom treuen und
- untreuen Knecht.
- #
- vgl. Mt 24,42-51.
- #
- $35$ Es seien eure Lenden umgürtet und die Lampen brennend;
- $36$ und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn
- warten, wann er aufbrechen mag von der Hochzeit, damit, wenn er
- kommt und anklopft, sie ihm sogleich aufmachen. $37$
- Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend
- finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und
- sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie
- bedienen. $38$ Und wenn er in der zweiten Wache kommt und in
- der dritten Wache kommt und findet sie so - glückselig sind
- jene! $39$ Dies aber erkennt: Wenn der Hausherr gewuβt hätte,
- zu welcher Stunde der Dieb kommen würde, so hätte er gewacht und
- nicht erlaubt, daβ sein Haus durchgraben würde. $40$ Auch
- ihr, seid bereit! Denn der Sohn des Menschen kommt in der
- Stunde, da ihr es nicht meint.
-
- $41$ Petrus aber sprach zu ihm: Herr, sagst du dieses
- Gleichnis zu uns oder auch zu allen? $42$ Der Herr aber
- sprach: Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den der Herr
- über sein Gesinde setzen wird, um [ihm] die zugemessene Speise
- zu geben zur rechten Zeit? $43$ Glückselig jener Knecht, den
- sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird! $44$
- In Wahrheit sage ich euch, daβ er ihn über seine ganze Habe
- setzen wird. $45$ Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen
- sagt: Mein Herr läβt sich Zeit mit dem Kommen, und anfängt, die
- Knechte und Mägde zu schlagen und zu essen und zu trinken und
- sich zu berauschen, $46$ so wird der Herr jenes Knechtes
- kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet, und in einer
- Stunde, die er nicht weiβ, und wird ihn entzweischneiden und ihm
- sein Teil setzen mit den Ungläubigen. $47$ Jener Knecht aber,
- der den Willen seines Herrn wuβte und sich nicht bereitet, noch
- nach seinem Willen getan hat, wird mit vielen [Schlägen]
- geschlagen werden; $48$ wer ihn aber nicht wuβte, aber getan
- hat, was der Schläge wert ist, wird mit wenigen geschlagen
- werden. Jedem aber, dem viel gegeben ist - viel wird von ihm
- verlangt werden; und wem man viel anvertraut hat, von dem wird
- man desto mehr fordern.
-
- \12\
- Entzweiung um Jesu willen.
- #
- vgl. Mt 10,34-36.
- #
- $49$ Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie
- wünschte ich, es wäre schon angezündet! $50$ Ich habe aber
- eine Taufe, womit ich getauft werden muβ, und wie bin ich
- bedrängt, bis sie vollbracht ist! $51$ Denkt ihr, daβ ich
- gekommen sei, Frieden auf der Erde zu geben? Nein, sage ich
- euch, sondern vielmehr Entzweiung. $52$ Denn es werden von
- nun an fünf in einem Haus entzweit sein; drei werden mit zweien
- und zwei mit dreien entzweit sein: $53$ Vater mit Sohn und
- Sohn mit Vater, Mutter mit Tochter und Tochter mit der Mutter,
- Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter und Schwiegertochter
- mit der Schwiegermutter.
-
- \12\
- Zeichen der Zeit - Ermahnung zur Versöhnung und Buβe - Gleichnis
- vom Feigenbaum.
- #
- Mt 16,1-3.
- #
- $54$ Er sprach aber auch zu den Volksmengen: Wenn ihr eine
- Wolke von Westen aufsteigen seht, so sagt ihr sogleich: Ein
- Regenguβ kommt. Und es geschieht so. $55$ Und wenn [ihr] den
- Südwind wehen [seht], so sagt ihr: Es wird Hitze geben. Und es
- geschieht. $56$ Heuchler! Das Aussehen der Erde und des
- Himmels wiβt ihr zu beurteilen. Wie aber kommt es, daβ ihr diese
- Zeit nicht beurteilt?
- #
- V. 57-59: Mt 5,25.26.
- #
- $57$ Warum richtet ihr aber auch von euch selbst aus nicht,
- was recht ist? $58$ Denn wenn du mit deinem Gegner vor die
- Obrigkeit gehst, so gib dir auf dem Weg Mühe, von ihm
- loszukommen, damit er dich nicht etwa zu dem Richter
- hinschleppe; und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener
- überliefern und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis werfen.
- $59$ Ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis
- du auch den letzten Heller bezahlt hast.
-
- \13\
-
- $1$ Zu dieser Zeit waren aber einige zugegen, die ihm von den
- Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus mit ihren
- Schlachtopfern vermischt hatte. $2$ Und er antwortete und
- sprach zu ihnen: Meint ihr, daβ diese Galiläer vor allen
- Galiläern Sünder waren, weil sie dies erlitten haben? $3$
- Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Buβe tut, werdet ihr
- alle ebenso umkommen. $4$ Oder jene achtzehn, auf die der
- Turm in Siloah fiel und sie tötete: meint ihr, daβ sie vor allen
- Menschen, die in Jerusalem wohnen, Schuldner waren? $5$ Nein,
- sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Buβe tut, werdet ihr alle
- ebenso umkommen.
-
- $6$ Er sagte aber dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen
- Feigenbaum, der in seinem Weinberg gepflanzt war; und er kam und
- suchte Frucht an ihm und fand keine. $7$ Er sprach aber zu
- dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an
- diesem Feigenbaum und finde keine. Hau ihn ab! Wozu macht er
- auch das Land unbrauchbar? $8$ Er aber antwortet und sagt zu
- ihm: Herr, laβ ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn graben und
- Dünger legen werde; $9$ und wenn er etwa Frucht bringen wird,
- [gut], wenn aber nicht, so magst du ihn künftig abhauen.
-
- \13\
- Heilung einer Frau am Sabbat.
-
- $10$ Er lehrte aber am Sabbat in einer der Synagogen. $11$
- Und siehe, da war eine Frau, die achtzehn Jahre einen Geist der
- Schwäche hatte; und sie war zusammengekrümmt und gänzlich
- unfähig, sich aufzurichten. $12$ Als aber Jesus sie sah, rief
- er ihr zu und sprach zu ihr: Frau, du bist gelöst von deiner
- Schwäche! $13$ Und er legte ihr die Hände auf, und sofort
- wurde sie gerade und verherrlichte Gott. $14$ Der
- Synagogenvorsteher aber, unwillig, daβ Jesus am Sabbat heilte,
- begann und sprach zu der Volksmenge: Sechs Tage sind es, an
- denen man arbeiten soll; an diesen nun kommt und laβt euch
- heilen und nicht am Tag des Sabbats. $15$ Der Herr nun
- antwortete ihm und sprach: Heuchler! Bindet nicht jeder von euch
- am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt
- ihn hin und tränkt ihn? $16$ Diese aber, die eine Tochter
- Abrahams ist, die der Satan gebunden hat, siehe, achtzehn Jahre
- lang, sollte sie nicht von dieser Fessel gelöst werden am Tag
- des Sabbats? $17$ Und als er dies sagte, wurden alle seine
- Widersacher beschämt; und die ganze Volksmenge freute sich über
- all die herrlichen Dinge, die durch ihn geschahen.
-
- \13\
- Gleichnisse vom Senfkorn und Sauerteig.
- #
- Mt 13,31-33; Mk 4,30-34.
- #
- $18$ Er sprach aber: Wem ist das Reich Gottes gleich, und wem
- soll ich es vergleichen? $19$ Es gleicht einem Senfkorn, das
- ein Mensch nahm und in seinen Garten warf; und es wuchs und
- wurde zu einem groβen Baum, und die Vögel des Himmels nisteten
- in seinen Zweigen.
-
- $20$ Und wieder sprach er: Wem soll ich das Reich Gottes
- vergleichen? $21$ Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau
- nahm und unter drei Maβ Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert
- war.
-
- \13\
- Die enge Pforte - Erste und Letzte.
-
- $22$ Und lehrend durchzog er nacheinander Städte und Dörfer
- und reiste nach Jerusalem. $23$ Es sprach aber jemand zu ihm:
- Herr, sind es wenige, die errettet werden? Er aber sprach zu
- ihnen: $24$ Ringt danach, durch die enge Pforte einzugehen;
- denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und werden
- es nicht vermögen. $25$ Sobald der Hausherr aufgestanden ist
- und die Tür verschlossen hat und ihr anfangen werdet, drauβen zu
- stehen und an der Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!
- wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht [und
- weiβ nicht], woher ihr seid. $26$ Dann werdet ihr anfangen,
- zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf
- unseren Straβen hast du gelehrt. $27$ Und er wird sagen: Ich
- sage euch, ich kenne euch nicht [und weiβ nicht], woher ihr
- seid. Weicht von mir, alle ihr Übeltäter! $28$ Da wird das
- Weinen und das Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham und Isaak
- und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sehen werdet, euch
- aber drauβen hinausgeworfen. $29$ Und sie werden kommen von
- Osten und Westen und von Norden und Süden und zu Tisch liegen im
- Reich Gottes. $30$ Und siehe, es sind Letzte, die Erste sein
- werden, und es sind Erste, die Letzte sein werden.
-
- \13\
- Klage über Jerusalem.
- #
- vgl. Mt 23,37-39.
- #
- $31$ In derselben Stunde kamen einige Pharisäer herbei und
- sagten zu ihm: Geh hinaus und zieh fort, denn Herodes will dich
- töten. $32$ Und er sprach zu ihnen: Geht hin und sagt diesem
- Fuchs: Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen
- heute und morgen, und am dritten [Tag] werde ich vollendet.
- $33$ Doch ich muβ heute und morgen und am folgenden [Tag]
- wandern; denn es geht nicht an, daβ ein Prophet auβerhalb
- Jerusalems umkomme. $34$ Jerusalem, Jerusalem, das da tötet
- die Propheten und steinigt, die zu ihm gesandt sind! Wie oft
- habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut
- unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt! $35$ Siehe,
- euer Haus wird euch überlassen. Ich sage euch aber: Ihr werdet
- mich nicht sehen, bis es geschieht, daβ ihr sprecht: `Gepriesen
- [sei], der da kommt im Namen des Herrn!
-
- \14\
- Heilung eines Wassersüchtigen am Sabbat.
-
- $1$ Und es geschah, als er am Sabbat in das Haus eines der
- Obersten der Pharisäer kam, um zu essen, daβ sie auf ihn
- lauerten. $2$ Und siehe, ein wassersüchtiger Mensch war vor
- ihm. $3$ Und Jesus begann und sprach zu den Gesetzesgelehrten
- und Pharisäern und sagte: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?
- $4$ Sie aber schwiegen. Und er faβte ihn an und heilte ihn
- und entlieβ ihn. $5$ Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch,
- dessen Sohn oder Ochse in einen Brunnen fällt, zieht ihn nicht
- sogleich heraus am Tag des Sabbats? $6$ Und sie konnten ihm
- darauf nicht antworten.
-
- \14\
- Warnung vor Ehrsucht.
-
- $7$ Er sprach aber zu den Eingeladenen ein Gleichnis, als er
- bemerkte, wie sie die ersten Plätze wählten, und sagte zu ihnen:
- $8$ Wenn du von jemandem zur Hochzeit geladen wirst, so lege
- dich nicht auf den ersten Platz, damit nicht etwa ein Geehrterer
- als du von ihm geladen sei $9$ und der, welcher dich und ihn
- geladen hat, komme und zu dir spreche: Mach diesem Platz! Und
- dann wirst du anfangen, mit Schande den letzten Platz
- einzunehmen. $10$ Sondern wenn du geladen bist, so geh hin
- und lege dich auf den letzten Platz, damit, wenn der, welcher
- dich geladen hat, kommt, er zu dir spreche: Freund, rücke höher
- hinauf. Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch
- liegen; $11$ Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird
- erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht
- werden.
-
- $12$ Er sprach aber auch zu dem, der ihn geladen hatte: Wenn
- du ein Mittags- oder ein Abendmahl machst, so lade nicht deine
- Freunde, noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche
- Nachbarn, damit nicht etwa auch sie dich wiederladen und dir
- Vergeltung zuteil werde. $13$ Sondern wenn du ein Mahl
- machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde, $14$ und
- glückselig wirst du sein, weil sie nichts haben, um dir zu
- vergelten; denn es wird dir vergolten werden bei der
- Auferstehung der Gerechten.
-
- \14\
- Gleichnis vom groβen Abendmahl.
- #
- vgl. Mt 22,2-10.
- #
- $15$ Als aber einer von denen, die mit zu Tisch lagen, dies
- hörte, sprach er zu ihm: Glückselig, wer essen wird im Reich
- Gottes! $16$ Er aber sprach zu ihm: Ein Mensch machte ein
- groβes Abendmahl und lud viele. $17$ Und er sandte seinen
- Knecht zur Stunde des Abendmahls, um den Geladenen zu sagen:
- Kommt, denn schon ist alles bereit. $18$ Und sie fingen alle
- ohne Ausnahme an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu
- ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muβ notwendig ausgehen und
- ihn besehen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt.
- $19$ Und ein anderer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen
- gekauft, und ich gehe hin, sie zu erproben; ich bitte dich,
- halte mich für entschuldigt. $20$ Und ein anderer sprach: Ich
- habe eine Frau geheiratet, und darum kann ich nicht kommen.
- $21$ Und der Knecht kam herbei und berichtete dies seinem
- Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht:
- Geh eilends hinaus auf die Straβen und Gassen der Stadt und
- bringe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden hier herein.
- $22$ Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, wie du
- befohlen hast, und es ist noch Raum. $23$ Und der Herr sprach
- zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Wege und Zäune und nötige
- [sie] hereinzukommen, daβ mein Haus voll werde; $24$ denn ich
- sage euch, daβ nicht einer jener Männer, die geladen waren, mein
- Abendmahl schmecken wird.
-
- \14\
- Bedingungen der Nachfolge.
-
- $25$ Es ging aber eine groβe Volksmenge mit ihm; und er
- wandte sich um und sprach zu ihnen: $26$ Wenn jemand zu mir
- kommt und haβt nicht seinen Vater und seine Mutter und seine
- Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber
- auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein;
- $27$ und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann
- nicht mein Jünger sein. $28$ Denn wer unter euch, der einen
- Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die
- Kosten, ob er [das Nötige] zur Ausführung habe? $29$ Damit
- nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und nicht vollenden
- kann, alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten, $30$
- und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte
- nicht vollenden. $31$ Oder welcher König, der auszieht, um
- sich mit einem anderen König in Krieg einzulassen, setzt sich
- nicht zuvor hin und ratschlagt, ob er imstande sei, dem mit
- zehntausend entgegenzutreten, der gegen ihn mit zwanzigtausend
- anrückt? $32$ Wenn aber nicht, so sendet er, während er noch
- fern ist, eine Gesandtschaft und bittet um die
- Friedensbedingungen. $33$ So kann nun keiner von euch, der
- nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein. $34$ Das
- Salz ist gut; wenn aber auch das Salz kraftlos geworden ist,
- womit soll es gewürzt werden? $35$ Es ist weder für das Land
- noch für den Dünger tauglich; man wirft es hinaus. Wer Ohren hat
- zu hören, der höre!
-
- \15\
- Gleichnisse vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Drachme.
- #
- V. 1-7: vgl. Mt 18,11-13.
- #
- $1$ Es nahten aber zu ihm alle Zöllner und Sünder, ihn zu
- hören; $2$ und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten
- und sprachen: Dieser nimmt Sünder auf und iβt mit ihnen. $3$
- Er sprach aber zu ihnen dieses Gleichnis und sagte: $4$
- Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eins von
- ihnen verloren hat, läβt nicht die neunundneunzig in der Wüste
- und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? $5$ Und wenn
- er es gefunden hat, so legt er es mit Freuden auf seine
- Schultern; $6$ und wenn er nach Hause kommt, ruft er die
- Freunde und die Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: Freut
- euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren
- war. $7$ Ich sage euch: So wird Freude im Himmel sein über
- einen Sünder, der Buβe tut, [mehr] als über neunundneunzig
- Gerechte, die die Buβe nicht nötig haben.
-
- $8$ Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, zündet nicht,
- wenn sie eine Drachme verliert, eine Lampe an und kehrt das Haus
- und sucht sorgfältig, bis sie sie findet? $9$ Und wenn sie
- sie gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen
- zusammen und spricht: Freut euch mit mir, denn ich habe die
- Drachme gefunden, die ich verloren hatte. $10$ So, sage ich
- euch, ist Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der
- Buβe tut.
-
- \15\
- Gleichnis vom verlorenen Sohn.
-
- $11$ Er sprach aber: Ein Mensch hatte zwei Söhne; $12$ und
- der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den
- Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die
- Habe. $13$ Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere
- Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort
- vergeudete er sein Vermögen, indem er verschwenderisch lebte.
- $14$ Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige
- Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu
- leiden. $15$ Und er ging hin und hängte sich an einen der
- Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf seine Äcker, Schweine
- zu hüten. $16$ Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den
- Schoten, die die Schweine fraβen; und niemand gab ihm. $17$
- Als er aber in sich ging, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines
- Vaters haben Überfluβ an Brot, ich aber komme hier um vor
- Hunger. $18$ Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater
- gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den
- Himmel und vor dir, $19$ ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn
- zu heiβen, mach mich wie einen deiner Tagelöhner. $20$ Und er
- machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern
- war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin
- und fiel ihm um seinen Hals und küβte ihn zärtlich. $21$ Der
- Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den
- Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu
- heiβen. $22$ Der Vater aber sprach zu seinen Sklaven: Bringt
- das beste Kleid her und zieht es ihm an und tut einen Ring an
- seine Hand und Sandalen an seine Füβe; $23$ und bringt das
- gemästete Kalb her und schlachtet es, und laβt uns essen und
- fröhlich sein! $24$ Denn dieser mein Sohn war tot und ist
- wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.
- Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
-
- $25$ Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam
- und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen. $26$
- Und er rief einen der Sklaven herbei und erkundigte sich, was
- das wäre. $27$ Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist
- gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet,
- weil er ihn gesund wiedererhalten hat. $28$ Er aber wurde
- zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus
- und redete ihm zu. $29$ Er aber antwortete und sprach zu dem
- Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich
- ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du niemals ein
- Böckchen gegeben, daβ ich mit meinen Freunden fröhlich wäre;
- $30$ da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe
- mit Huren durchgebracht hat, hast du ihm das gemästete Kalb
- geschlachtet. $31$ Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist
- allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. $32$ Es
- geziemte sich aber, fröhlich zu sein und sich zu freuen; denn
- dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden und
- verloren und ist gefunden worden.
-
- \16\
- Gleichnis vom ungerechten Verwalter.
-
- $1$Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher
- Mann, der einen Verwalter hatte; und dieser wurde bei ihm
- angeklagt, als verschwende er seine Habe. $2$ Und er rief ihn
- und sprach zu ihm: Was ist es, das ich von dir höre? Lege die
- Rechnung von deiner Verwaltung ab, denn du wirst nicht mehr
- Verwalter sein können. $3$ Der Verwalter aber sprach bei sich
- selbst: Was soll ich tun? Denn mein Herr nimmt mir die
- Verwaltung ab. Graben kann ich nicht, zu betteln schäme ich
- mich. $4$ Ich weiβ, was ich tun werde, damit sie mich, wenn
- ich der Verwaltung enthoben bin, in ihre Häuser aufnehmen.
- $5$ Und er rief jeden einzelnen der Schuldner seines Herrn
- herbei und sprach zu dem ersten: Wieviel bist du meinem Herrn
- schuldig? $6$ Der aber sprach: Hundert Bat Öl. Und er sprach
- zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und setze dich schnell hin und
- schreibe fünfzig. $7$ Danach sprach er zu einem anderen: Du
- aber, wieviel bist du schuldig? Der aber sprach: Hundert Kor
- Weizen. Und er spricht zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und
- schreibe achtzig. $8$ Und der Herr lobte den ungerechten
- Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Söhne dieser
- Welt sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr eigenes
- Geschlecht. $9$ Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem
- ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch
- aufnehme in die ewigen Zelte. $10$ Wer im Geringsten treu
- ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht
- ist, ist auch in vielem ungerecht. $11$ Wenn ihr nun mit dem
- ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das
- Wahrhaftige anvertrauen? $12$ Und wenn ihr mit dem Fremden
- nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben? $13$
- Kein Haussklave kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er
- den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen
- anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen
- und dem Mammon.
-
- \16\
- Gesetz und Evangelium.
-
- $14$ Dies alles hörten aber auch die Pharisäer, die
- geldliebend waren, und sie verhöhnten ihn. $15$ Und er sprach
- zu ihnen: Ihr seid es, die sich selbst rechtfertigen vor den
- Menschen, Gott aber kennt eure Herzen; denn was unter den
- Menschen hoch ist, ist ein Greuel vor Gott. $16$ Das Gesetz
- und die Propheten [gehen] bis auf Johannes; von da an wird das
- Evangelium des Reiches Gottes verkündigt, und jeder dringt mit
- Gewalt hinein. $17$ Es ist aber leichter, daβ der Himmel und
- die Erde vergehen, als daβ ein Strichlein des Gesetzes wegfalle.
- $18$ Jeder, der seine Frau entläβt und eine andere heiratet,
- begeht Ehebruch; und jeder, der die von einem Mann Entlassene
- heiratet, begeht Ehebruch.
-
- \16\
- Der reiche Mann und der arme Lazarus.
-
- $19$ Es war aber ein reicher Mann, und er kleidete sich in
- Purpur und feine Leinwand und lebte alle Tage fröhlich und in
- Prunk. $20$ Ein Armer aber, mit Namen Lazarus, lag an dessen
- Tor, voller Geschwüre, $21$ und er begehrte, sich mit den
- Abfällen vom Tisch des Reichen zu sättigen; aber auch die Hunde
- kamen und leckten seine Geschwüre. $22$ Es geschah aber, daβ
- der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoβ getragen
- wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. $23$
- Und als er im Hades seine Augen aufschlug und in Qualen war,
- sieht er Abraham von fern und Lazarus in seinem Schoβ. $24$
- Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und
- sende Lazarus, daβ er die Spitze seines Fingers ins Wasser
- tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser
- Flamme. $25$ Abraham aber sprach: Kind, gedenke, daβ du dein
- Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben und Lazarus ebenso
- das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest
- Pein. $26$ Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine
- groβe Kluft festgelegt, damit die, welche von hier zu euch
- hinübergehen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort
- zu uns herüberkommen wollen. $27$ Er sprach aber: Ich bitte
- dich nun, Vater, daβ du ihn in das Haus meines Vaters sendest,
- $28$ denn ich habe fünf Brüder, daβ er ihnen ernstlich
- Zeugnis gebe, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual
- kommen. $29$ Abraham aber spricht zu ihm: Sie haben Mose und
- die Propheten; mögen sie die hören. $30$ Er aber sprach:
- Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen
- geht, so werden sie Buβe tun. $31$ Er sprach aber zu ihm:
- Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie auch
- nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht.
-
- \17\
- Warnung vor Verführung zur Sünde - Ermahnungen vom Vergeben,
- Glauben und Dienen.
-
- $1$ Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, daβ
- nicht Verführungen kommen. Wehe aber dem, durch den sie kommen!
- $2$ Es wäre ihm nützlicher, wenn ein Mühlstein um seinen Hals
- gelegt und er ins Meer geworfen würde, als daβ er einem dieser
- Kleinen Anlaβ zur Sünde gäbe!
-
- $3$ Habt acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sündigt, so
- weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm. $4$
- Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt und siebenmal zu dir
- umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben.
-
- $5$ Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Mehre uns den
- Glauben! $6$ Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt wie
- ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen:
- Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer! Und er würde euch
- gehorchen.
-
- $7$ Wer aber von euch, der einen Sklaven hat, der pflügt oder
- hütet, wird zu ihm, wenn er vom Feld hereinkommt, sagen: Komm
- und leg dich sogleich zu Tisch? $8$ Wird er nicht vielmehr zu
- ihm sagen: Richte zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte
- dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; und
- danach sollst du essen und trinken? $9$ Dankt er etwa dem
- Sklaven, daβ er das Befohlene getan hat? Ich meine nicht.
- $10$ So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch
- befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir
- zu tun schuldig waren.
-
- \17\
- Heilung von zehn Aussätzigen.
-
- $11$ Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, daβ er
- mitten durch Samaria und Galiläa ging. $12$ Und als er in ein
- Dorf einzog, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von fern
- standen. $13$ Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen:
- Jesus, Meister, erbarme dich unser! $14$ Und als er [sie]
- sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern!
- Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie gereinigt.
- $15$ Einer aber von ihnen kehrte zurück, als er sah, daβ er
- geheilt war, und verherrlichte Gott mit lauter Stimme; $16$
- und er fiel aufs Angesicht zu seinen Füβen und dankte ihm; und
- das war ein Samariter. $17$ Jesus aber antwortete und sprach:
- Sind nicht die Zehn gereinigt worden? Wo sind die Neun? $18$
- Haben sich sonst keine gefunden, die zurückkehrten, um Gott Ehre
- zu geben, auβer diesem Fremdling? $19$ Und er sprach zu ihm:
- Steh auf und geh hin! Dein Glaube hat dich gerettet.
-
- \17\
- Das Reich Gottes und der Tag des Menschensohnes.
- #
- V. 22-36: vgl. Mt 24,17.18.23-28.37-41.
- #
- $20$ Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt
- das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich
- Gottes kommt nicht so, daβ man es beobachten könnte; $21$
- noch wird man sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe,
- das Reich Gottes ist mitten unter euch. $22$ Er sprach aber
- zu den Jüngern: Es werden Tage kommen, da ihr begehren werdet,
- einen der Tage des Sohnes des Menschen zu sehen, und ihr werdet
- [ihn] nicht sehen. $23$ Und man wird zu euch sagen: Siehe
- hier! oder: Siehe dort! Geht nicht hin, folgt auch nicht.
- $24$ Denn wie der Blitz blitzend leuchtet von einem [Ende]
- unter dem Himmel bis zum anderen [Ende] unter dem Himmel, so
- wird der Sohn des Menschen sein an seinem Tag. $25$ Vorher
- aber muβ er vieles leiden und verworfen werden von diesem
- Geschlecht. $26$ Und wie es in den Tagen Noahs geschah, so
- wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen: $27$
- sie aβen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet
- bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging und die Flut kam und
- alle umbrachte. $28$ Ebenso auch, wie es geschah in den Tagen
- Lots: sie aβen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie
- pflanzten, sie bauten; $29$ an dem Tag aber, da Lot von Sodom
- ausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte
- alle um. $30$ Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des
- Menschen geoffenbart wird. $31$ An jenem Tag - wer auf dem
- Dach sein wird und sein Gerät im Haus hat, der steige nicht
- hinab, um es zu holen; und wer auf dem Feld ist, wende sich
- ebensowenig zurück. $32$ Gedenkt an Lots Frau! $33$ Wer
- sein Leben zu retten sucht, wird es verlieren; und wer es
- verliert, wird es erhalten. $34$ Ich sage euch: In jener
- Nacht werden zwei auf einem Bett sein; einer wird genommen und
- der andere gelassen werden. $35$ Zwei werden zusammen mahlen,
- die eine wird genommen, die andere gelassen werden. $36$ Und
- sie antworten und sagen zu ihm: Wo, Herr? Er aber sprach zu
- ihnen: Wo der Leichnam ist, da sammeln sich auch die Adler.
-
- \18\
- Gleichnis vom ungerechten Richter.
-
- $1$ Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, daβ sie
- allezeit beten und nicht ermatten sollten, $2$ und sprach: Es
- war ein Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete und vor
- keinem Menschen sich scheute. $3$ Es war aber eine Witwe in
- jener Stadt; und sie kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht
- gegenüber meinem Widersacher. $4$ Und eine Zeitlang wollte er
- nicht; danach aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott
- nicht fürchte und vor keinem Menschen mich scheue, $5$ so
- will ich doch, weil diese Witwe mir Mühe macht, ihr Recht
- verschaffen, daβ sie nicht am Ende komme und mir ins Gesicht
- fahre. $6$ Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte
- Richter sagt. $7$ Gott aber, sollte er das Recht seiner
- Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien,
- und sollte er es bei ihnen lange hinziehen? $8$ Ich sage
- euch, daβ er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird. Doch wird
- wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden
- auf der Erde?
-
- \18\
- Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner.
-
- $9$ Er sprach aber auch zu einigen, die auf sich selbst
- vertrauten, daβ sie gerecht seien, und die übrigen für nichts
- achteten, dieses Gleichnis: $10$ Zwei Menschen gingen hinauf
- in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer und der
- andere ein Zöllner. $11$ Der Pharisäer stand und betete bei
- sich selbst so: O Gott, ich danke dir, daβ ich nicht bin wie die
- übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch
- wie dieser Zöllner. $12$ Ich faste zweimal in der Woche, ich
- verzehnte alles, was ich erwerbe. $13$ Und der Zöllner stand
- von fern und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel,
- sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir, dem
- Sünder, gnädig! $14$ Ich sage euch: Dieser ging
- gerechtfertigt hinab in sein Haus im Gegensatz zu jenem; denn
- jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber
- sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
-
- \18\
- Jesus und die Kinder.
- #
- Mt 19,13-15; Mk 10,13-16.
- #
- $15$ Sie brachten aber auch die [kleinen] Kinder zu ihm, daβ
- er sie anrühre. Als aber die Jünger es sahen, fuhren sie sie an.
- $16$ Jesus aber rief sie herbei und sprach: Laβt die Kinder
- zu mir kommen und wehrt ihnen nicht, denn solchen gehört das
- Reich Gottes. $17$ Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich
- Gottes nicht aufnehmen wird wie ein Kind, wird nicht
- hineinkommen.
-
- \18\
- Frage eines Reichen nach dem ewigen Leben.
- #
- Mt 19,16-30; Mk 10,17-31.
- #
- $18$ Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: Guter Lehrer,
- was muβ ich getan haben, um ewiges Leben zu erben? $19$ Jesus
- aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut, als
- nur einer, Gott. $20$ Die Gebote weiβt du: `Du sollst nicht
- ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du
- sollst nicht falsches Zeugnis geben; ehre deinen Vater und deine
- Mutter. $21$ Er aber sprach: Dies alles habe ich befolgt von
- meiner Jugend an. $22$ Als aber Jesus dies hörte, sprach er
- zu ihm: Eins fehlt dir noch: verkaufe alles, was du hast, und
- verteile es an die Armen, und du wirst einen Schatz in den
- Himmeln haben, und komm, folge mir nach! $23$ Als er aber
- dies hörte, wurde er sehr betrübt, denn er war sehr reich.
- $24$ Als aber Jesus sah, daβ er sehr betrübt wurde, sprach
- er: Wie schwer werden die, welche Güter haben, in das Reich
- Gottes kommen! $25$ Denn es ist leichter, daβ ein Kamel durch
- ein Nadelöhr eingeht, als daβ ein Reicher in das Reich Gottes
- kommt. $26$ Es sprachen aber, die es hörten: Und wer kann
- [dann] errettet werden? $27$ Er aber sprach: Was bei Menschen
- unmöglich ist, ist möglich bei Gott. $28$ Petrus aber sprach:
- Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.
- $29$ Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist
- niemand, der Haus oder Eltern oder Brüder oder Frau oder Kinder
- verlassen hat um des Reiches Gottes willen, $30$ der nicht
- Vielfältiges empfangen wird in dieser Zeit und in dem kommenden
- Zeitalter ewiges Leben.
-
- \18\
- Dritte Leidensankündigung.
- #
- Mt 20,17-19; Mk 10,32-34.
- #
- $31$ Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen:
- Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles
- vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des
- Menschen hin geschrieben ist; $32$ denn er wird den Nationen
- überliefert werden und wird verspottet und geschmäht und
- angespien werden; $33$ und wenn sie ihn gegeiβelt haben,
- werden sie ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen.
- $34$ Und sie verstanden nichts von diesen Dingen, und dieses
- Wort war vor ihnen verborgen, und sie begriffen das Gesagte
- nicht.
-
- \18\
- Heilung eines Blinden.
- #
- Mt 20,29-34; Mk 10,46-52; vgl. Mt 9,27-31; Mk 8,22-26.
- #
- $35$ Es geschah aber, als er Jericho nahte, saβ ein Blinder
- bettelnd am Weg. $36$ Und als er eine Volksmenge vorbeiziehen
- hörte, erkundigte er sich, was das sei. $37$ Sie verkündeten
- ihm aber, daβ Jesus, der Nazoräer, vorübergehe. $38$ Und er
- rief und sprach: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!
- $39$ Und die Vorangehenden bedrohten ihn, daβ er schweigen
- sollte; er aber schrie um so mehr: Sohn Davids, erbarme dich
- meiner! $40$ Jesus aber blieb stehen und befahl, daβ man ihn
- zu ihm führe. Als er sich aber näherte, fragte er ihn: $41$
- Was willst du, daβ ich dir tun soll? Er aber sprach: Herr, daβ
- ich sehend werde! $42$ Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend!
- Dein Glaube hat dich geheilt. $43$ Und sofort wurde er
- sehend, folgte ihm nach und verherrlichte Gott. Und das ganze
- Volk, das es sah, gab Gott Lob.
-
- \19\
- Zachäus, der Oberzöllner.
-
- $1$ Und er ging hinein und zog durch Jericho. $2$ Und
- siehe, [da war] ein Mann mit Namen Zachäus, und der war ein
- Oberzöllner und war reich. $3$ Und er suchte Jesus zu sehen,
- wer er sei; und er konnte es nicht vor der Volksmenge, denn er
- war klein von Gestalt. $4$ Und er lief voraus und stieg auf
- einen Maulbeerfeigenbaum, damit er ihn sehe; denn er sollte dort
- durchkommen. $5$ Und als er an den Ort kam, sah Jesus auf und
- erblickte ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige eilends herab,
- denn heute muβ ich in deinem Haus bleiben. $6$ Und er stieg
- eilends herab und nahm ihn auf mit Freuden. $7$ Und als sie
- es sahen, murrten alle und sagten: Er ist eingekehrt, um bei
- einem sündigen Mann zu herbergen. $8$ Zachäus aber stand und
- sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe
- ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche
- Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach. $9$ Jesus
- aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil
- auch er ein Sohn Abrahams ist; $10$ denn der Sohn des
- Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren
- ist.
-
- \19\
- Gleichnis von den anvertrauten Pfunden.
- #
- vgl. Mt 25,14-30.
- #
- $11$ Während sie aber dies hörten, fügte er noch ein
- Gleichnis hinzu, weil er nahe bei Jerusalem war, und sie
- meinten, daβ das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte.
- $12$ Er sprach nun: Ein hochgeborener Mann zog in ein fernes
- Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen.
- $13$ Er berief aber zehn seiner Knechte und gab ihnen zehn
- Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt [damit], bis ich
- [wieder-]komme. $14$ Seine Bürger aber haβten ihn und
- schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und lieβen sagen:
- Wir wollen nicht, daβ dieser über uns König sei. $15$ Und es
- geschah, als er zurückkam, nachdem er das Reich empfangen hatte,
- da sagte er, man solle diese Knechte, denen er das Geld gegeben
- hatte, zu ihm rufen, damit er erführe, was ein jeder erhandelt
- habe. $16$ Der erste aber kam herbei und sagte: Herr, dein
- Pfund hat zehn Pfunde hinzugewonnen. $17$ Und er sprach zu
- ihm: Recht so, du guter Knecht! Weil du im Geringsten treu
- warst, sollst du Vollmacht über zehn Städte haben. $18$ Und
- der zweite kam und sagte: Herr, dein Pfund hat fünf Pfunde
- eingetragen. $19$ Er sprach aber auch zu diesem: Und du, sei
- über fünf Städte. $20$ Und ein anderer kam und sagte: Herr,
- siehe, [hier ist] dein Pfund, das ich in einem Schweiβtuch
- verwahrt hielt; $21$ denn ich fürchtete dich, weil du ein
- strenger Mann bist: du nimmst, was du nicht hingelegt, und du
- erntest, was du nicht gesät hast. $22$ Er spricht zu ihm: Aus
- deinem Mund werde ich dich richten, du böser Knecht! Du wuβtest,
- daβ ich ein strenger Mann bin, der ich nehme, was ich nicht
- hingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe? $23$ Und
- warum hast du mein Geld nicht in eine Bank gegeben, und wenn ich
- kam, hätte ich es mit Zinsen eingefordert? $24$ Und er sprach
- zu den Dabeistehenden: Nehmt das Pfund von ihm und gebt es dem,
- der die zehn Pfunde hat. $25$ Und sie sprachen zu ihm: Herr,
- er hat [ja schon] zehn Pfunde! $26$ Ich sage euch: Jedem, der
- da hat, wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, von
- dem wird selbst, was er hat, weggenommen werden. $27$ Doch
- jene meine Feinde, die nicht wollten, daβ ich über sie König
- würde, bringt her und erschlagt sie vor mir.
-
- \19\
- Einzug in Jerusalem - Ankündigung der Zerstörung Jerusalems.
- #
- V. 28-40: Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Joh 12,12-19.
- #
- $28$ Und als er dies gesagt hatte, zog er voran und ging
- hinauf nach Jerusalem. $29$ Und es geschah, als er Bethphage
- und Bethanien nahte, gegen den Berg hin, der Ölberg genannt
- wird, sandte er zwei seiner Jünger $30$ und sprach: Geht hin
- in das Dorf gegenüber, und wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein
- Fohlen darin angebunden finden, auf dem kein Mensch je gesessen
- hat; bindet es los und führt es [her]. $31$ Und wenn jemand
- euch fragt: Warum bindet ihr es los? sprecht so zu ihm: Der Herr
- braucht es. $32$ Und die Abgesandten gingen hin und fanden
- es, wie er ihnen gesagt hatte. $33$ Als sie aber das Fohlen
- losbanden, sprachen dessen Herren zu ihnen: Warum bindet ihr das
- Fohlen los? $34$ Sie aber sprachen: Der Herr braucht es.
- $35$ Und sie führten es zu Jesus; und sie warfen ihre Kleider
- auf das Fohlen und setzten Jesus darauf. $36$ Während er aber
- hinzog, breiteten sie ihre Kleider aus auf den Weg. $37$ Und
- als er sich schon dem Abhang des Ölbergs nahte, fing die ganze
- Menge der Jünger an, mit lauter Stimme freudig Gott zu loben
- über alle die Wunderwerke, die sie gesehen hatten, $38$ und
- sie sagten: `Gepriesen [sei] der König, der da kommt im Namen
- des Herrn! Friede im Himmel und Herrlichkeit in der Höhe!
- $39$ Und einige der Pharisäer aus der Volksmenge sprachen zu
- ihm: Lehrer, weise deine Jünger zurecht. $40$ Und er
- antwortete und sprach zu ihnen: Ich sage euch, wenn diese
- schweigen, so werden die Steine schreien.
-
- $41$ Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er
- über sie, $42$ und sprach: Wenn auch du an diesem Tag erkannt
- hättest, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor
- deinen Augen verborgen. $43$ Denn Tage werden über dich
- kommen, da werden deine Feinde einen Wall um dich aufschütten
- und dich umzingeln und dich von allen Seiten einengen; $44$
- und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und
- werden in dir nicht einen Stein auf dem anderen lassen, dafür
- daβ du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.
-
- \19\
- Tempelreinigung - Die Frage nach der Vollmacht Jesu.
- #
- Mt 21,12-16; Mk 11,15-18; vgl. Joh 2,13-17.
- #
- $45$ Und als er in den Tempel eingetreten war, fing er an,
- die Verkäufer auszutreiben, $46$ und sprach zu ihnen: Es
- steht geschrieben: `Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt es
- zu einer `Räuberhöhle gemacht.
-
- $47$ Und er lehrte täglich im Tempel; die Hohenpriester aber
- und die Schriftgelehrten und die Ersten des Volkes suchten ihn
- umzubringen. $48$ Und sie fanden nicht, was sie tun sollten,
- denn das ganze Volk hing ihm an und hörte auf ihn.
-
- \20\
- #
- Mt 21,23-27; Mk 11,27-33.
- #
- $1$ Und es geschah an einem der Tage, als er das Volk im
- Tempel lehrte und das Evangelium verkündigte, da traten die
- Hohenpriester und die Schriftgelehrten mit den Ältesten herbei
- $2$ und sprachen zu ihm und sagten: Sage uns, in welcher
- Vollmacht tust du diese Dinge? Oder wer ist es, der dir diese
- Vollmacht gegeben hat? $3$ Er aber antwortete und sprach zu
- ihnen: Auch ich will euch ein Wort fragen; und sagt mir: $4$
- War die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen? $5$
- Sie aber überlegten miteinander und sprachen: Wenn wir sagen:
- vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm nicht geglaubt?
- $6$ Wenn wir aber sagen: von Menschen, so wird das ganze Volk
- uns steinigen, denn es ist überzeugt, daβ Johannes ein Prophet
- ist. $7$ Und sie antworteten, sie wüβten nicht, woher. $8$
- Und Jesus sprach zu ihnen: So sage auch ich euch nicht, in
- welcher Vollmacht ich dies tue.
-
- \20\
- Gleichnis von den Weingärtnern.
- #
- Mt 21,33-46; Mk 12,1-12.
- #
- $9$ Er fing aber an, zu dem Volk dieses Gleichnis zu sagen:
- Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und verpachtete ihn an
- Weingärtner und reiste für lange Zeit auβer Landes. $10$ Und
- zur bestimmten Zeit sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern,
- damit sie ihm von der Frucht des Weinbergs gäben; die
- Weingärtner aber schlugen ihn und schickten ihn leer fort.
- $11$ Und er fuhr fort und sandte einen anderen Knecht; sie
- aber schlugen auch den und behandelten ihn verächtlich und
- schickten ihn leer fort. $12$ Und er fuhr fort und sandte
- einen dritten; sie aber verwundeten auch diesen und warfen ihn
- hinaus. $13$ Der Herr des Weinbergs aber sprach: Was soll ich
- tun? Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht, wenn sie
- diesen sehen, werden sie sich scheuen. $14$ Als aber die
- Weingärtner ihn sahen, überlegten sie miteinander und sagten:
- Dieser ist der Erbe; laβt uns ihn töten, daβ das Erbe unser
- werde. $15$ Und als sie ihn aus dem Weinberg hinausgeworfen
- hatten, töteten sie ihn. Was wird nun der Herr des Weinbergs
- ihnen tun? $16$ Er wird kommen und diese Weingärtner
- umbringen und den Weinberg anderen geben. Als sie aber [das]
- hörten, sprachen sie: Das sei fern! $17$ Er aber sah sie an
- und sprach: Was ist denn das, was geschrieben steht: `Der Stein,
- den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden?
- $18$ Jeder, der auf jenen Stein fällt, wird zerschmettert
- werden; auf wen er aber fallen wird, den wird er zermalmen.
- $19$ Und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten
- zu dieser Stunde die Hände an ihn zu legen - und sie fürchteten
- das Volk -; denn sie erkannten, daβ er dieses Gleichnis auf sie
- hin gesagt hatte.
-
- \20\
- Die Frage nach der Steuer.
- #
- Mt 22,15-22; Mk 12,13-17.
- #
- $20$ Und sie beobachteten [ihn] und sandten Auflauerer aus,
- die sich stellten, als ob sie fromm wären, um ihn in der Rede zu
- fangen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Macht des
- Statthalters überliefern könnten. $21$ Und sie fragten ihn
- und sagten: Lehrer, wir wissen, daβ du recht redest und lehrst
- und die Person nicht ansiehst, sondern den Weg Gottes in
- Wahrheit lehrst. $22$ Ist es uns erlaubt, dem Kaiser Steuer
- zu geben oder nicht? $23$ Aber er nahm ihre Arglist wahr und
- sprach zu ihnen: Was versucht ihr mich? $24$ Zeigt mir einen
- Denar! Wessen Bild und Aufschrift hat er? Sie aber antworteten
- und sprachen: Des Kaisers. $25$ Er aber sprach zu ihnen: Gebt
- daher dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.
- $26$ Und sie konnten ihn in [seinem] Wort vor dem Volk nicht
- fangen; und sie verwunderten sich über seine Antwort und
- schwiegen.
-
- \20\
- Die Frage nach der Auferstehung.
- #
- Mt 22,23-33; Mk 12,18-27.
- #
- $27$ Es kamen aber einige der Sadduzäer herbei, die
- einwenden, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn $28$
- und sagten: Lehrer, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemandes
- Bruder stirbt, der eine Frau hat und ist kinderlos, daβ sein
- Bruder die Frau nehme und seinem Bruder Nachkommenschaft
- erwecke. $29$ Es waren nun sieben Brüder. Und der erste nahm
- eine Frau und starb kinderlos; $30$ und der zweite $31$
- und der dritte nahm sie; ebenso aber auch die sieben, sie
- hinterlieβen keine Kinder und starben. $32$ Zuletzt aber
- starb auch die Frau. $33$ In der Auferstehung nun, wessen
- Frau von ihnen wird sie sein? Denn die sieben hatten sie zur
- Frau. $34$ Und Jesus sprach zu ihnen: Die Söhne dieser Welt
- heiraten und werden verheiratet; $35$ die aber würdig
- geachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der
- Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie
- verheiratet; $36$ denn sie können auch nicht mehr sterben,
- denn sie sind Engeln gleich und sind Söhne Gottes, da sie Söhne
- der Auferstehung sind. $37$ Daβ aber die Toten auferstehen,
- hat auch Mose beim Dornbusch angedeutet, wenn er den Herrn `den
- Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt.
- $38$ Er ist aber nicht Gott der Toten, sondern der Lebenden;
- denn für ihn leben alle. $39$ Einige der Schriftgelehrten
- aber antworteten und sprachen: Lehrer, du hast gut gesprochen.
- $40$ Denn sie wagten nicht mehr, ihn über irgend etwas zu
- befragen.
-
- \20\
- Die Frage nach dem Christus.
- #
- Mt 22,41-46; Mk 12,35-37.
- #
- $41$ Er aber sprach zu ihnen: Wie sagen sie, daβ der Christus
- Davids Sohn sei, $42$ und David selbst sagt im Buch der
- Psalmen: `Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner
- Rechten, $43$ bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füβe
- lege? $44$ David also nennt ihn Herr. Und wie ist er sein
- Sohn?
-
- \20\
- Warnung vor den Schriftgelehrten.
- #
- Mt 23,1-7; Mk 12,38-40.
- #
- $45$ Während aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen
- Jüngern: $46$ Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in
- langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüβungen auf den
- Märkten lieben und die ersten Sitze in den Synagogen und die
- ersten Plätze bei den Gastmählern; $47$ die die Häuser der
- Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete halten. Diese
- werden ein schwereres Gericht empfangen.
-
- \21\
- Die Gabe der armen Witwe.
- #
- Mk 12,41-44.
- #
- $1$ Er blickte aber auf und sah die Reichen ihre Gaben in den
- Schatzkasten legen. $2$ Er sah aber auch eine arme Witwe zwei
- Scherflein dort einlegen. $3$ Und er sprach: In Wahrheit sage
- ich euch, daβ diese arme Witwe mehr eingelegt hat als alle.
- $4$ Denn alle diese haben von ihrem Überfluβ eingelegt zu den
- Gaben; diese aber hat aus ihrem Mangel heraus den ganzen
- Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.
-
- \21\
- Endzeitrede: Tempelzerstörung und Drangsale der Endzeit -
- Ankunft des Menschensohnes
- #
- Mt 24,1-30; Mk 13,1-26.
- #
- $5$ Und als einige von dem Tempel sagten, daβ er mit schönen
- Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei, sprach er: $6$
- Diese Dinge, die ihr seht: Tage werden kommen, in denen nicht
- ein Stein auf dem anderen gelassen wird, der nicht abgebrochen
- werden wird. $7$ Sie fragten ihn aber und sagten: Lehrer,
- wann wird denn dies sein, und was ist das Zeichen, wann dies
- geschehen soll? $8$ Er aber sprach: Seht zu, daβ ihr nicht
- verführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und
- sagen: Ich bin}s, und die Zeit ist nahe gekommen! Geht ihnen
- nicht nach! $9$ Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen
- hören werdet, so erschreckt nicht; denn dies muβ zuvor
- geschehen, aber das Ende ist nicht sogleich da. $10$ Dann
- sprach er zu ihnen: Es wird sich Nation gegen Nation erheben und
- Königreich gegen Königreich; $11$ und es werden groβe
- Erdbeben sein an verschiedenen Orten und Hungersnöte und
- Seuchen; auch Schrecknisse und groβe Zeichen vom Himmel wird es
- geben. $12$ Vor diesem allem aber werden sie ihre Hände an
- euch legen und euch verfolgen, indem sie euch an die Synagogen
- und Gefängnisse überliefern, um euch vor Könige und Statthalter
- zu führen um meines Namens willen. $13$ Es wird euch aber zu
- einem Zeugnis ausschlagen. $14$ Setzt es nun fest in euren
- Herzen, nicht vorher darauf zu sinnen, wie ihr euch verantworten
- sollt, $15$ denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, der
- alle eure Widersacher nicht werden widersprechen oder
- widerstehen können. $16$ Ihr werdet aber sogar von Eltern und
- Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie
- werden einige von euch töten; $17$ und ihr werdet von allen
- gehaβt werden um meines Namens willen. $18$ Und nicht ein
- Haar von eurem Haupt wird verloren gehen. $19$ Gewinnt eure
- Seelen durch euer Ausharren. $20$ Wenn ihr aber Jerusalem von
- Heerscharen umzingelt seht, dann erkennt, daβ seine Verwüstung
- nahe gekommen ist. $21$ Dann sollen die in Judäa auf die
- Berge fliehen und die in seiner Mitte sind, daraus entweichen,
- und die auf dem Land sind, nicht dort hineingehen. $22$ Denn
- dies sind Tage der Rache, daβ alles erfüllt werde, was
- geschrieben steht. $23$ Wehe aber den Schwangeren und den
- Stillenden in jenen Tagen! Denn groβe Not wird über dem Land
- sein und Zorn über diesem Volk. $24$ Und sie werden fallen
- durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden
- unter alle Nationen; und Jerusalem wird zertreten werden von den
- Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden.
- $25$ Und es werden Zeichen sein an Sonne und Mond und Sternen
- und auf der Erde Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei
- brausendem Meer und Wasserwogen, $26$ während die Menschen
- verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den
- Erdkreis kommen, denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert
- werden. $27$ Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen
- sehen in einer Wolke mit Macht und groβer Herrlichkeit. $28$
- Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und
- hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.
-
- \21\
- Endzeitrede: Ermahnung zur Wachsamkeit.
- #
- V. 29-33: Mt 24,32-35; Mk 13,28-31.
- #
- $29$ Und er sprach ein Gleichnis zu ihnen: Seht den
- Feigenbaum und alle Bäume; $30$ wenn sie schon ausschlagen,
- so erkennt ihr von selbst, da ihr es seht, daβ der Sommer schon
- nahe ist. $31$ So erkennt auch ihr, wenn ihr dies geschehen
- seht, daβ das Reich Gottes nahe ist. $32$ Wahrlich, ich sage
- euch, daβ dieses Geschlecht nicht vergehen wird, bis alles
- geschehen ist. $33$ Der Himmel und die Erde werden vergehen,
- meine Worte aber werden nicht vergehen. $34$ Hütet euch aber,
- daβ eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und
- Trunkenheit und Lebenssorgen und jener Tag plötzlich über euch
- hereinbricht; $35$ denn wie ein Fallstrick wird er kommen
- über alle, die auf dem ganzen Erdboden ansässig sind. $36$
- Wacht nun und betet zu aller Zeit, daβ ihr würdig geachtet
- werdet, diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen und vor
- dem Sohn des Menschen zu stehen.
-
- \21\
- Anschlag der Hohenpriester und Verrat des Judas.
-
- $37$ Er lehrte aber des Tages in dem Tempel, und des Nachts
- ging er hinaus und übernachtete auf dem Berg, der Ölberg genannt
- wird. $38$ Und das ganze Volk kam frühmorgens im Tempel zu
- ihm, ihn zu hören.
-
- \22\
- #
- Mt 26,1-5.14-16; Mk 14,1.2.10.11.
- #
- $1$ Es nahte aber das Fest der ungesäuerten Brote, das Passah
- genannt wird. $2$ Und die Hohenpriester und die
- Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn umbringen könnten, denn
- sie fürchteten das Volk. $3$ Aber Satan fuhr in Judas mit
- Beinamen Iskariot, der aus der Zahl der Zwölf war. $4$ Und er
- ging hin und besprach sich mit den Hohenpriestern und
- Hauptleuten, wie er ihn an sie überliefere. $5$ Und sie waren
- erfreut und kamen überein, ihm Geld zu geben. $6$ Und er
- versprach es und suchte eine Gelegenheit, um ihn ohne
- Volksauflauf an sie zu überliefern.
-
- \22\
- Passahmahl.
- #
- Mt 26,17-20.29; Mk 14,12-17.25.
- #
- $7$ Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote, an dem das
- Passah geschlachtet werden muβte. $8$ Und er sandte Petrus
- und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet uns das Passah,
- daβ wir es essen. $9$ Sie aber sprachen zu ihm: Wo willst du,
- daβ wir es bereiten? $10$ Er aber sprach zu ihnen: Siehe,
- wenn ihr in die Stadt kommt, wird euch ein Mensch begegnen, der
- einen Krug Wasser trägt. Folgt ihm in das Haus, wo er
- hineingeht! $11$ Und ihr sollt zu dem Herrn des Hauses sagen:
- Der Lehrer sagt dir: Wo ist das Gastzimmer, wo ich mit meinen
- Jüngern das Passah essen kann? $12$ Und jener wird euch einen
- groβen, mit Polstern belegten Obersaal zeigen, dort bereitet.
- $13$ Als sie aber hingingen, fanden sie es, wie er ihnen
- gesagt hatte; und sie bereiteten das Passah.
-
- $14$ Und als die Stunde gekommen war, legte er sich zu Tisch
- und die Apostel mit ihm. $15$ Und er sprach zu ihnen: Mit
- Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passah mit euch zu
- essen, ehe ich leide. $16$ Denn ich sage euch, daβ ich es
- gewiβ nicht [mehr] essen werde, bis es erfüllt sein wird im
- Reich Gottes. $17$ Und er nahm einen Kelch, dankte und
- sprach: Nehmt diesen und teilt ihn unter euch! $18$ Denn ich
- sage euch, daβ ich nicht von dem Gewächs des Weinstocks trinken
- werde, bis das Reich Gottes kommt.
-
- \22\
- Einsetzung des Herrenmahls.
- #
- Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; 1Kor 11,23-25.
- #
- $19$ Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und
- sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dies tut
- zu meinem Gedächtnis! $29$ Ebenso auch den Kelch nach dem
- Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut,
- das für euch vergossen wird. Ankündigung des Verrats - Wahre
- Gröβe im Reich Gottes -
-
- \22\
- Ankündigung der Verleugnung durch Petrus und der Vollendung
- Jesu.
- #
- V. 21-23: Mt 26,21-25; Mk 14,18-21; Joh 13,18-30.
- #
- $21$ Doch siehe, die Hand dessen, der mich überliefert, ist
- mit mir auf dem Tisch. $22$ Und der Sohn des Menschen geht
- zwar dahin, wie es beschlossen ist. Wehe aber jenem Menschen,
- durch den er überliefert wird! $23$ Und sie fingen an, sich
- untereinander zu befragen, wer es wohl von ihnen sein möchte,
- der dies tun werde.
-
- $24$ Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von
- ihnen für den Gröβten zu halten sei. $25$ Er aber sprach zu
- ihnen: Die Könige der Nationen herrschen über sie, und die
- Gewalt über sie üben, lassen sich Wohltäter nennen. $26$ Ihr
- aber nicht so! Sondern der Gröβte unter euch sei wie der Jüngste
- und der Leiter wie der Dienende. $27$ Denn wer ist gröβer,
- der zu Tisch Liegende oder der Dienende? Nicht der zu Tisch
- Liegende? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende. $28$
- Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt haben in meinen
- Versuchungen; $29$ und ich verordne euch, wie mein Vater mir
- verordnet hat, ein Reich, $30$ daβ ihr eβt und trinkt an
- meinem Tisch in meinem Reich und auf Thronen sitzt, die zwölf
- Stämme Israels zu richten.
- #
- V. 31-34: Mt 26,31-35; Mk 14,27-31; Joh 13,36-38.
- #
- $31$ Der Herr aber sprach: Simon, Simon! Siehe, der Satan hat
- euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. $32$ Ich aber
- habe für dich gebetet, daβ dein Glaube nicht aufhöre; und wenn
- du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder. $33$ Er
- aber sprach zu ihm: Herr, mit dir bin ich bereit, auch ins
- Gefängnis und in den Tod zu gehen. $34$ Er aber sprach: Ich
- sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du
- dreimal geleugnet hast, daβ du mich kennst. $35$ Und er
- sprach zu ihnen: Als ich euch ohne Börse und Tasche und Sandalen
- sandte, mangelte euch wohl etwas? Sie aber sagten: Nichts.
- $36$ Er sprach nun zu ihnen: Aber jetzt, wer eine Börse hat,
- der nehme sie und ebenso eine Tasche, und wer nicht hat,
- verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert; $37$ denn ich sage
- euch, daβ noch dieses, was geschrieben steht, an mir erfüllt
- werden muβ: `Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden;
- denn auch das, was mich betrifft, hat eine Vollendung. $38$
- Sie aber sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er
- aber sprach zu ihnen: Es ist genug.
-
- \22\
- Gethsemane.
- #
- Mt 26,30.36-46; Mk 14,26.32-42.
- #
- $39$ Und er ging hinaus und begab sich der Gewohnheit nach
- zum Ölberg; es folgten ihm aber auch die Jünger. $40$ Als er
- aber an den Ort gekommen war, sprach er zu ihnen: Betet, daβ ihr
- nicht in Versuchung kommt! $41$ Und er zog sich ungefähr
- einen Steinwurf weit von ihnen zurück und kniete nieder, betete
- $42$ und sprach: Vater, wenn du diesen Kelch von mir
- wegnehmen willst - doch nicht mein Wille, sondern der deine
- geschehe! $43$ Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der
- ihn stärkte. $44$ Und als er in ringendem Kampf war, betete
- er heftiger. Es wurde aber sein Schweiβ wie groβe Blutstropfen,
- die auf die Erde herabfielen. $45$ Und er stand auf vom
- Gebet, kam zu den Jüngern und fand sie eingeschlafen vor
- Traurigkeit. $46$ Und er sprach zu ihnen: Was schlaft ihr?
- Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!
-
- \22\
- Gefangennahme.
- #
- Mt 26,47-56; Mk 14,43-50; Joh 18,2-12.
- #
- $47$ Während er noch redete, siehe, [da kam] eine Volksmenge,
- und der, welcher Judas hieβ, einer von den Zwölfen, ging vor
- ihnen her und nahte Jesus, um ihn zu küssen. $48$ Jesus aber
- sprach zu ihm: Judas, überlieferst du den Sohn des Menschen mit
- einem Kuβ? $49$ Als aber die, welche um ihn waren, sahen, was
- es werden würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert
- dreinschlagen? $50$ Und einer von ihnen schlug den Knecht des
- Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. $51$ Jesus
- aber antwortete und sprach: Laβt es so weit! Und er rührte sein
- Ohr an und heilte ihn. $52$ Jesus aber sprach zu den
- Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels und Ältesten, die
- gegen ihn gekommen waren: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen
- Räuber, mit Schwertern und Stöcken? $53$ Als ich täglich bei
- euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich
- ausgestreckt; aber dies ist eure Stunde und die Macht der
- Finsternis.
-
- \22\
- Verleugnung durch Petrus.
- #
- Mt 26,57.58.69-75; Mk 14,53.54.66-72; Joh 18,13-18.25-27.
- #
- $54$ Sie ergriffen ihn aber und führten ihn hin und brachten
- ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von fern.
- $55$ Als sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet und sich
- zusammengesetzt hatten, setzte sich Petrus in ihre Mitte.
- $56$ Es sah ihn aber eine Magd bei dem Feuer sitzen und
- blickte ihn scharf an und sprach: Auch dieser war mit ihm.
- $57$ Er aber leugnete und sagte: Frau, ich kenne ihn nicht.
- $58$ Und kurz danach sah ihn ein anderer und sprach: Auch du
- bist [einer] von ihnen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin}s
- nicht. $59$ Und nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete
- ein anderer und sagte: In Wahrheit, auch dieser war mit ihm,
- denn er ist auch ein Galiläer. $60$ Petrus aber sprach:
- Mensch, ich weiβ nicht, was du sagst. Und sogleich, während er
- noch redete, krähte der Hahn. $61$ Und der Herr wandte sich
- um und blickte Petrus an; und Petrus gedachte an das Wort des
- Herrn, wie er zu ihm sagte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich
- dreimal verleugnen. $62$ Und Petrus ging hinaus und weinte
- bitterlich.
-
- \22\
- Vor dem Hohen Rat.
- #
- Mt 26,59-68; 27,1; Mk 14,55-65; 15,1; Joh 18,19-24.
- #
- $63$ Und die Männer, die ihn festhielten, verspotteten und
- schlugen ihn. $64$ Und als sie ihn verhüllt hatten, fragten
- sie ihn und sprachen: Weissage, wer ist es, der dich schlug?
- $65$ Und vieles andere sagten sie lästernd gegen ihn.
-
- $66$ Und als es Tag wurde, versammelte sich die
- Ältestenschaft des Volkes, Hohepriester wie Schriftgelehrte, und
- führten ihn hin in ihren Hohen Rat $67$ und sagten: Wenn du
- der Christus bist, so sage es uns. Er aber sprach zu ihnen: Wenn
- ich es euch sage, so würdet ihr nicht glauben; $68$ wenn ich
- aber fragen würde, so würdet ihr mir nicht antworten. $69$
- Von nun an aber wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten
- der Macht Gottes. $70$ Sie sprachen aber alle: Du bist also
- der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt, daβ ich es
- bin. $71$ Sie aber sprachen: Was brauchen wir noch Zeugnis?
- Denn wir selbst haben es aus seinem Mund gehört.
-
- \23\
- Anklage vor Pilatus und Herodes.
- #
- V. 1-5: Mt 27,2.11-14; Mk 15,1-5; Joh 18,28-38.
- #
- $1$ Und die ganze Menge derselben stand auf, und sie führten
- ihn zu Pilatus. $2$ Sie fingen aber an, ihn zu verklagen, und
- sagten: Diesen haben wir befunden als einen, der unsere Nation
- verführt und wehrt, dem Kaiser Steuer zu geben, indem er sagt,
- daβ er selbst Christus, ein König, sei. $3$ Pilatus aber
- fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Er aber
- antwortete ihm und sprach: Du sagst es. $4$ Pilatus aber
- sprach zu den Hohenpriestern und den Volksmengen: Ich finde
- keine Schuld an diesem Menschen. $5$ Sie aber bestanden
- darauf und sagten: Er wiegelt das Volk auf und lehrt durch ganz
- Judäa hin, angefangen von Galiläa bis hierher.
-
- $6$ Als aber Pilatus von Galiläa hörte, fragte er, ob der
- Mensch ein Galiläer sei. $7$ Und als er erfahren hatte, daβ
- er aus dem Machtbereich des Herodes sei, sandte er ihn zu
- Herodes, der auch selbst in jenen Tagen in Jerusalem war. $8$
- Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich sehr; denn er
- wünschte schon seit langer Zeit, ihn zu sehen, weil er vieles
- über ihn gehört hatte, und er hoffte, irgend ein Zeichen durch
- ihn geschehen zu sehen. $9$ Er befragte ihn aber mit vielen
- Worten; er jedoch antwortete ihm nichts. $10$ Die
- Hohenpriester und die Schriftgelehrten standen nun auf und
- verklagten ihn heftig. $11$ Als aber Herodes mit seinen
- Kriegsleuten ihn geringschätzend behandelt und verspottet hatte,
- warf er ihm ein glänzendes Gewand um und sandte ihn zu Pilatus
- zurück. $12$ Pilatus und Herodes aber wurden an diesem Tag
- Freunde miteinander; denn vorher waren sie gegeneinander in
- Feindschaft.
-
- \23\
- Freilassung für Barabbas - Todesurteil für Jesus.
- #
- Mt 27,15-26; Mk 15,6-15; Joh 18,39.40; 19,1.16.
- #
- $13$ Als aber Pilatus die Hohenpriester und die Obersten und
- das Volk zusammengerufen hatte, $14$ sprach er zu ihnen: Ihr
- habt diesen Menschen zu mir gebracht, als mache er das Volk
- abwendig; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an
- diesem Menschen keine Schuld gefunden, worin ihr ihn anklagt;
- $15$ aber auch Herodes nicht, denn ich habe euch zu ihm
- gesandt, und siehe, nichts Todeswürdiges ist von ihm getan.
- $16$ Ich will ihn nun züchtigen und losgeben. ($17$)
- $18$ Die ganze Menge schrie aber zugleich und sagte: Weg mit
- diesem, gib uns aber den Barabbas los! $19$ Der war wegen
- eines Aufruhrs, der in der Stadt geschehen war, und wegen eines
- Mordes ins Gefängnis geworfen. $20$ Pilatus rief ihnen nun
- wieder zu, weil er Jesus losgeben wollte. $21$ Sie aber
- schrien dagegen und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn! $22$ Er
- aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat dieser denn Böses
- getan? Ich habe keine Ursache des Todes an ihm gefunden; ich
- will ihn nun züchtigen und losgeben. $23$ Sie aber setzten
- ihm zu mit lautem Geschrei und forderten, daβ er gekreuzigt
- werde. Und ihr Geschrei nahm überhand. $24$ Pilatus aber
- entschied, daβ ihre Forderung erfüllt werde. $25$ Er gab aber
- den los, der eines Aufruhrs und Mordes wegen ins Gefängnis
- geworfen war, den sie forderten; Jesus aber übergab er ihrem
- Willen.
-
- \23\
- Der Weg zum Kreuz.
- #
- Mt 27,31.32; Mk 15,20-22; Joh 19,16.17.
- #
- $26$ Und als sie ihn wegführten, ergriffen sie einen gewissen
- Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf
- ihn, damit er es Jesus nachtrug. $27$ Es folgte ihm aber eine
- groβe Menge Volks und Frauen, die wehklagten und ihn
- bejammerten. $28$ Jesus wandte sich aber zu ihnen und sprach:
- Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über
- euch selbst und über eure Kinder! $29$ Denn siehe, Tage
- kommen, an denen man sagen wird: Glückselig die Unfruchtbaren
- und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht
- gestillt haben! $30$ Dann werden sie anfangen, zu den Bergen
- zu sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Bedeckt uns! $31$
- Denn wenn man dies tut an dem grünen Holz, was wird an dem
- dürren geschehen? $32$ Es wurden aber auch zwei andere
- hingeführt, Übeltäter, um mit ihm hingerichtet zu werden.
-
- \23\
- Golgatha: Kreuzigung.
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- V. 33-36: Mt 27,33-44; Mk 15,23-32; Joh 19,18-24.
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- $33$ Und als sie an den Ort kamen, der Schädel[stätte]
- genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den
- einen zur Rechten, den anderen zur Linken. β∙β$34$ Jesus aber
- sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
- Sie aber verteilten seine Kleider und warfen das Los [darüber].
- $35$ Und das Volk stand und sah zu; es höhnten aber auch die
- Obersten und sagten: Andere hat er gerettet. Er rette sich
- selbst, wenn dieser der Christus ist, der Auserwählte Gottes!
- $36$ Aber auch die Soldaten verspotteten ihn, indem sie
- hinzutraten, ihm Essig brachten $37$ und sagten: Wenn du der
- König der Juden bist, so rette dich selbst! $38$ Es war aber
- auch eine Aufschrift über ihm in griechischen und lateinischen
- und hebräischen Buchstaben: Dieser ist der König der Juden.
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- $39$ Einer der gehenkten Übeltäter aber lästerte ihn: Bist du
- nicht der Christus? Rette dich selbst und uns! $40$ Der
- andere aber antwortete und strafte ihn und sprach: Auch du
- fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist? $41$
- Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten
- wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan. $42$
- Und er sprach: Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich
- kommst! $43$ Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir:
- Heute wirst du mit mir im Paradies sein.
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- Golgatha: Tod.
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- Mt 27,45-56; Mk 15,33-41; Joh 19,28-30.
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- $44$ Es war aber um die sechste Stunde; und es kam eine
- Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, $45$
- wobei die Sonne sich verfinsterte; der Vorhang des Tempels aber
- riβ mitten entzwei. $46$ Und Jesus rief mit lauter Stimme und
- sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als
- er dies gesagt hatte, verschied er.
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- $47$ Als aber der Hauptmann sah, was geschah, verherrlichte
- er Gott und sagte: Wirklich, dieser Mensch war gerecht. $48$
- Und die ganzen Volksmengen, die zu diesem Schauspiel
- zusammengekommen waren, schlugen sich, als sie sahen, was
- geschehen war, an die Brust und kehrten zurück. $49$ Aber
- alle seine Bekannten standen von fern, auch die Frauen, die ihm
- von Galiläa nachgefolgt waren, und sahen dies.
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- \23\
- Grablegung.
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- Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Joh 19,38-42.
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- $50$ Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph, der ein Ratsherr
- war, ein guter und gerechter Mann $51$ - dieser hatte nicht
- eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat - von Arimathia, einer
- Stadt der Juden, der das Reich Gottes erwartete; $52$ dieser
- ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. $53$ Und als er
- ihn abgenommen hatte, wickelte er ihn in feines Leinentuch und
- legte ihn in eine in Felsen gehauene Gruft, worin noch nie
- jemand gelegen hatte. $54$ Und es war Rüsttag, und der Sabbat
- brach an. $55$ Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm
- aus Galiläa gekommen waren, und besahen die Gruft, und wie sein
- Leib hineingelegt wurde. $56$ Als sie aber zurückgekehrt
- waren, bereiteten sie wohlriechende Öle und Salben; und den
- Sabbat über ruhten sie nach dem Gebot.
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- Die Frauen am leeren Grab - Verkündigung der Auferstehung.
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- Mt 28,1-10; Mk 16,1-11; Joh 20,1-18.
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- $1$ An dem ersten Wochentag aber, ganz in der Frühe, kamen
- sie zu der Gruft und brachten die wohlriechenden Öle, die sie
- bereitet hatten. $2$ Sie fanden aber den Stein von der Gruft
- weggewälzt; $3$ und als sie hineingingen, fanden sie den Leib
- des Herrn Jesus nicht. $4$ Und es geschah, als sie darüber in
- Verlegenheit waren, siehe, da standen zwei Männer in strahlenden
- Kleidern bei ihnen. $5$ Als sie aber von Furcht erfüllt
- wurden und das Angesicht zur Erde neigten, sprachen diese zu
- ihnen: Was sucht ihr den Lebendigen unter den Toten? $6$ Er
- ist nicht hier, sondern ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er
- zu euch geredet hat, als er noch in Galiläa war, $7$ indem er
- sagte: Der Sohn des Menschen muβ in die Hände sündiger Menschen
- überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag
- auferstehen. $8$ Und sie gedachten an seine Worte; $9$ und
- sie kehrten von der Gruft zurück und verkündeten dies alles den
- Elfen und den übrigen allen. $10$ Es waren aber die Maria
- Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus [Mutter], und die
- übrigen mit ihnen, die dies zu den Aposteln sagten. $11$ Und
- ihre Reden schienen ihnen wie leeres Gerede, und sie glaubten
- ihnen nicht. $12$ Petrus aber stand auf und lief zur Gruft;
- und als er sich hineinbeugt, sieht er nur die leinenen Tücher
- liegen. Und er ging nach Hause und wunderte sich über das, was
- geschehen war.
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- \24\
- Erscheinung des Auferstandenen auf dem Weg nach Emmaus.
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- Mk 16,12.13.
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- $13$ Und siehe, zwei von ihnen gingen an diesem Tag nach
- einem Dorf mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem
- entfernt. $14$ Und sie unterhielten sich miteinander über
- dies alles, was sich zugetragen hatte. $15$ Und es geschah,
- während sie sich unterhielten und miteinander überlegten, daβ
- Jesus selbst nahte und mit ihnen ging; $16$ aber ihre Augen
- wurden gehalten, so daβ sie ihn nicht erkannten. $17$ Er
- sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr im Gehen
- miteinander wechselt? Und sie blieben niedergeschlagen stehen.
- $18$ Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu
- ihm: Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt und nicht weiβ,
- was dort geschehen ist in diesen Tagen? $19$ Und er sprach zu
- ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus, dem
- Nazarener, der ein Prophet war, mächtig im Werk und Wort vor
- Gott und dem ganzen Volk; $20$ und wie ihn die Hohenpriester
- und unsere Obersten überlieferten, daβ er zum Tod verurteilt
- würde, und ihn kreuzigten. $21$ Wir aber hofften, daβ er der
- sei, der Israel erlösen solle. Doch auch bei alledem ist es
- heute der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. $22$ Aber
- auch einige Frauen von uns haben uns aus der Fassung gebracht,
- die am frühen Morgen bei der Gruft gewesen sind $23$ und, als
- sie seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, daβ sie auch
- eine Erscheinung von Engeln gesehen hätten, die sagen, daβ er
- lebe. $24$ Und einige von denen, die mit uns sind, gingen zu
- der Gruft und fanden es so, wie auch die Frauen gesagt hatten;
- ihn aber sahen sie nicht. $25$ Und er sprach zu ihnen: O ihr
- Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die
- Propheten geredet haben! $26$ Muβte nicht der Christus dies
- leiden und in seine Herrlichkeit eingehen? $27$ Und von Mose
- und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen
- Schriften das, was ihn betraf. $28$ Und sie nahten dem Dorf,
- wohin sie gingen; und er stellte sich, als wolle er weitergehen.
- $29$ Und sie nötigten ihn und sagten: Bleibe bei uns, denn es
- ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging
- hinein, um bei ihnen zu bleiben. $30$ Und es geschah, als er
- mit ihnen zu Tisch lag, nahm er das Brot und segnete es; und als
- er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. $31$ Ihre Augen
- aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde vor
- ihnen unsichtbar. $32$ Und sie sprachen zueinander: Brannte
- nicht unser Herz in uns, wie er auf dem Weg zu uns redete und
- wie er uns die Schriften öffnete? $33$ Und sie standen zur
- gleichen Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Und sie
- fanden die Elf, und die mit ihnen waren, versammelt, $34$ die
- sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon
- erschienen. $35$ Und sie erzählten, was auf dem Weg
- [geschehen war] und wie er von ihnen erkannt worden war am
- Brechen des Brotes.
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- \24\
- Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern.
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- Mk 16,14.15; Joh 20,19-23.
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- $36$ Während sie aber dies redeten, stand er selbst in ihrer
- Mitte und sprach zu ihnen: Friede euch! $37$ Sie aber
- erschraken und wurden von Furcht erfüllt und meinten, sie sähen
- einen Geist. $38$ Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr
- bestürzt, und warum steigen Gedanken auf in euren Herzen?
- $39$ Seht meine Hände und meine Füβe, daβ ich es selbst bin;
- betastet mich und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und
- Bein, wie ihr seht, daβ ich habe. $40$ Und als er dies gesagt
- hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füβe. $41$ Als sie
- aber noch nicht glaubten vor Freude und sich wunderten, sprach
- er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? $42$ Sie aber
- reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch; $43$ und er nahm und
- aβ vor ihnen. $44$ Er sprach aber zu ihnen: Dies sind meine
- Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, daβ
- alles erfüllt werden muβ, was über mich geschrieben steht in dem
- Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen. $45$ Dann öffnete
- er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verständen,
- $46$ und sprach zu ihnen: So steht geschrieben, und so muβte
- der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen aus den Toten
- $47$ und in seinem Namen Buβe und Vergebung der Sünden
- gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem.
- $48$ Ihr aber seid Zeugen hiervon; $49$ und siehe, ich
- sende die Verheiβung meines Vaters auf euch. Ihr aber, bleibt in
- der Stadt, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.
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- \24\
- Himmelfahrt.
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- Mk 16,19; Apg 1,9-12.
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- $50$ Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob
- seine Hände auf und segnete sie. $51$ Und es geschah, während
- er sie segnete, schied er von ihnen und wurde hinaufgetragen in
- den Himmel. $52$ Und sie warfen sich vor ihm nieder und
- kehrten nach Jerusalem zurück mit groβer Freude; $53$ und sie
- waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
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